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Ammann Dieter

(17. 05. 1962)

Ammann Dieter
Ammann Dieter
Wuhrmattstr. 15
CH-4800 Zofingen (AG)
Schweiz

Tel: +41 (0)62 751 33 61

www.dieterammann.ch

 

Genre: Klassische Musik
Tätigkeiten: Komponierende, Autoren/Autorinnen
Biographie
* 17. 05. 1962 Aarau.

Dieter Ammann wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf, in welchem Hausmusik, zusammen mit Vater und Bruder, eine grosse Rolle spielte.
Nach der Matura studierte er Schulmusik/Dirigieren (Luzern) und absolvierte parallel dazu eine Ausbildung an der Swiss Jazz School Bern. Die 80er und frühen 90er-Jahre waren geprägt von europaweiter Konzerttätigkeit und Aufnahmen im Bereich Jazz/improvisierte Musik, mit so unterschiedlichen Künstlern wie Eddie Harris (CD Yeah, you right) oder Udo Lindenberg.
Es folgte ein Studium in Theorie/Komposition an der Musikakademie Basel (Roland Moser, Detlev Müller-Siemens) mit Kursen bei Witold Lutoslawski, Wolfgang Rihm, Dieter Schnebel und Niccolo Castiglioni.
Im Alter von 30 Jahren erfolgte die Hinwendung zur Komposition. Bedingt durch seine skrupulöse, sich langsam vortastende Arbeitsweise kann die Entstehungszeit eines Auftragswerks zwei Jahre und länger betragen.

Für seine Kammermusik- und Orchesterwerke erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter Werkbeiträge des Aargauer Kuratoriums, des Kantons Luzern, das Franz Liszt-Stipendium der "Weimar Kulturhauptstadt Europas"-Stiftung, den Hauptpreis der IBLA-Foundation New York (in honor of L. Berio) und des "Young composers in Europe"-Wettbewerbs (Leipzig), den Ernst von Siemens Förderpreis für Komposition oder den Schweizer Musikpreis sowie den AZ-Medienpreis für Kultur.

Masterclasses führten ihn unter anderem an die Hochschulen Köln, Weimar, Karlsruhe, St. Petersburg, New York University, Rosario oder La Plata.
Als gefragter Dozent ist er etwa an der Internationalen Impuls Academy Graz oder, zusammen mit Wolfgang Rihm, am Composers Seminar der Lucerne Festival Academy tätig und leitet eine Kompositionsklasse an der Hochschule Luzern-Musik.

Einladungen als Composer-in-Residence erhielt Ammann an Festivals wie "Young artists in Concert" Davos, Festival Les muséiques, an das Lucerne Festival, an die Wittener Tage für neue Kammermusik, die Sommerlichen Musiktage Hitzacker und das ReMusica Festival in St. Petersburg.
Unter den Interpreten seiner Werke befinden sich nebst den renommierten Schweizer Orchestern Klangkörper wie BBC Symphony Orchestra, Mariinsky Symphony, Boston Symphony Orchestra, Philharmonia London, Münchner Philharmoniker, Wiener Symphoniker, Helsinki Philharmonic, die Orchester des WDR, der Lucerne Festival Academy, das Ensemble Intercontemporain, das Klangforum Wien, das Quatuor Diotima, das Mondrian Ensemble u.a.

Seine Orchester- und Ensemblestücke werden unter anderem dirigiert von Pierre Boulez, Teodor Currentzis, Sylvain Cambreling, James Gaffigan, Valery Gergiev, Pablo Heras-Casado, Susanna Mälkki, Jonathan Nott, Sakari Oramo, Matthias Pintscher, Emilio Pomarico, Peter Rundel, Markus Stenz, Bas Wigers, Mario Venzago u.a.

Ammanns Musik wird verlegt beim Bärenreiter-Verlag und der Swiss Music Edition SME/musinfo. Nebst der Professur in Luzern doziert er an der Hochschule der Künste Bern.


Werkliste

Lachen und Weinen (1986)

Besetzung: für Gesang und Klavier

Text: Friedrich Rückert

Drei Lieder im romantischen Stil.

Dauer: 2' 30"
Manuskript
Vier nach zwölf (1990-1991)

Besetzung: für Oboe, Klarinette, Fagott und Klavier

Dauer: 8' 00"
Manuskript
Notorisch motorisch (1991/1992)

Besetzung: für Singstimme, Vibraphon, Violine, Violoncello, Schlagzeug und Klavier

Dauer: 8' 00"
Manuskript
Sirens (1992)

Besetzung: für Jazz-Ensemble (Trp, Sax, Keyboard, Git, Schlgz, E-Bass)

Dauer: 6' 00"-8' 00"
Manuskript
Developments (1993)

Besetzung: für 2 Trompeten, Horn, Posaune und Tuba

Dauer: 9' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 17.30
Piece for Cello (1994/1998)

Dauer: 9' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 12.70
Regards sur les traditions (1994-1995)

Besetzung: für Klavier zu 4 Händen

Dauer: 14' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 23.30
It's alive (1994)

Besetzung: für Jazz-Ensemble (Trp, Sax, Keyboard, Git, Schlgz, E-Bass)

Dauer: 7' 00"-10' 00"
Manuskript
Morceau en forme d'improvisation (1995)

Besetzung: für Chor (36 Stimmen), Klavier vierhändig und Jazzsextett

Dauer: var.

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 26.70
The Freedom of Speech (1995-1996)

Besetzung: für Flöte (auch B-Fl), Klarinette (auch B-Klar), Violine, Violoncello, Perkussion und Klavier

Dauer: 18' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 37.30
(Stimmen: SME sFr. 66.-)
Short Variation (1996)

Besetzung: für 7 Klarinetten und Bassklarinette

Dauer: 3' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 12.70
Under Pressure (1996-1997)

Besetzung: für Tenorsaxophon und Orchester (3 (1. auch Picc), 3, Engl-Hn, 3 (1. auch B-Klar), 2, Co-Fag - 4,3,2, B-Pos, 0 - Schlgz(2-3) - Hfe - min: 8,6,4,4,2)

Dauer: 16' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 30.70
Musica Empirica (1997-1998)

Besetzung: für Sopransaxophon und Gitarre

Dauer: 9' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 16.00
Gehörte Form - Hommages (1998)

Besetzung: für Violine, Bratsche und Violoncello

Dauer: 18' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 35.30
Violation (1999)

Besetzung: für Violoncello und Ensemble (Fl (Picc), Klar (B-Klar), V, Vc, Schlgz, Klav)

Dauer: 15' 00"
Bärenreiter-Verlag
Heinrich-Schütz-Allee 35
D-34131 Kassel
www.baerenreiter.com
Venite a dire / Raummusik (2000)
2 Madrigale

Besetzung: für 12 Solostimmen (3S, 3A, 3T, 3B)

Die Stücke sind formal voneinander unabhängig und können einzeln aufgeführt werden.

Dauer: 14' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 25.30
Grooves- fitting one (2000)

Besetzung: für Kammerorchester (1 (Picc),2,0,2 (Co-Fag) - 2,0,0,0 - Schlgz (1-2) - 6,5,4,4,2)

Dauer: 15' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 38.00
Boost (2001)

Besetzung: für Orchester (3 (3.auch Picc), 3 (3. auch Engl-Hn), 3 (3. auch B-Klar), 3 (3. auch Co-Fag) - 4,3,3,1 - Schlgz(4) - 10,8,6,6,4 (min) 12,12,10,8,8 (max))

Auftragswerk "Lucerne Festival".

Dauer: 13' 00"
Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
Core (2002)

Besetzung: für Orchester (3 (2./3. auch Picc), 3, 3 (2. auch Klar-es, 3. auch B-Klar), 3 (3. Co-Fag) - 4,4,4,1 - Schlgz(4) - 12,12,10,8,8)

Auftragswerk "lucerne festival".

Dauer: 8' 40"
Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
A (tenir) tension (2002-2003)
Trio

Besetzung: für Flöte, Marimbaphon, Vibraphon und Perkussionsinstrumente

Die völlig verschiedenartige Tonerzeugung von Flöte und Perkussion, zum Beispiel bezüglich der Ein- und Ausschwingungsvorgänge, bildete einen wichtigen kompositorischen Aspekt bei der Arbeit am neuen Werk.
In Analogie dazu wurde diese Verschiedenartigkeit auch auf die Strukturierung der Zeit übertragen insofern, als die rhythmische Gestaltung von motorisch extrem strengen Passagen ("moltoritmico") über diverse Zwischenstufen bis zu flexibel zu handhabenden Teilen ("tempo fluido") reicht.
Dabei stehen auf engstem Raum Abschnitte mit höchst differenziertem Klangfarbenspiel neben Verläufen, wo eine Virtuosität auch im traditionellen Sinn im Zentrum steht. Das Trio stellt so in seiner schnellen Abfolge verschiedener Zustände sowohl vom spieltechnischen wie auch vom interaktiven Standpunkt her hohe Ansprüche an die Interpreten.

Dauer: 11' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 18.00
Geborstener Satz (2003)

Besetzung: für Streichquartett

Dieses Stück wird vermutlich Teil eines Zyklus werden. Auf diese (geplante) Mehrteiligkeit spielt auch der Titel an. Im weiteren suggeriert er musikalische Energie, denn bei aller Komplexität der Struktur ist das Werk auch (und vom Standpunkt des Hörers vermutlich vor allem) Ausdrucksmusik, eine Musik also, die sich ihren Weg gestisch kraftvoll nach aussen bahnt.
Nicht nur ausdrucksmässig, auch im spieltechnisch-virtuosen Bereich stellt das Stück hohe Ansprüche an die Interpreten.

Dauer: 12' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 19.30
Eine Minute für zwei Fanfaren (2004)

Besetzung: für Horn in F

Dauer: 1' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 10.00
Vacation (2004)

Besetzung: für Jazz-Ensemble (Trp, Sax, Keyboard, Git, Schlgz, E-Bass)

Dauer: 9' 00"
Manuskript
d'accord(s) (2004)

Besetzung: für 2 Altsaxophone

Der Titel hat zwei Bedeutungen:
Einerseits entstammt das Tonhöhenmaterial über weite Strecken einer Akkordkette, welche zur Bildung von melodischen Linien in die Horizontale gelegt wurde (d'accords = von den Akkorden).
Andererseits gibt es Texturen, in denen beide Instrumente einvernehmlich, also in grosser Übereinstimmung, agieren, was bis zu (meist schnellen) homorhythmischen Passagen führen kann.

Dauer: 7' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 15.30
Après le silence (2005)

Besetzung: für Violine, Violoncello und Klavier

Der Titel verweist einerseits auf die lange Phase der "Stille" (als innere Abwesenheit von Musik), welche dem Stück vorangegangen war, andererseits auf das Bedürfnis, sich nach dieser Stille musikalisch möglichst umfassend verständlich zu machen. Aus diesem Bedürfnis nach umfassendem Ausdruck resultiert die grosse Spannbreite der Ausdrucksmittel.
Das Werk lotet denn auch eine Vielzahl von Spannungsfeldern aus: hier die Klangverfremdung bis hin zum Geräusch als Resultat verinnerlichter Anstrengung, dort der grosse instrumentale Gestus, die nach aussen gerichtete Virtuosität. Momente der Statik von "gefrorenen" Texturen werden abgelöst durch kinetisch dichte Momente, welche aber (paradoxerweise) wieder in ein Auf-der-Stelle-Treten umschlagen können.
Das assoziative Vorwärtstasten (Tasten als Umschreibung der Arbeitsweise, nicht des Klangresultats) wird mitunter von Klanggesten durchbrochen, welche nicht in einem systemimmanenten Sinn logisch sind, sondern aus dem jeweiligen Moment des Schaffensprozess, aus einem inneren (also subjektiven) Bedürfnis heraus entstehen. Sie haben demzufolge eine rein "psychologische Funktion".
Die kompositorische Herausforderung, das Unerwartete als Paradigma zu konstituieren, ohne dass dies eine (zu erwartende?) Abnützung zeitigt, ist für das Klaviertrio Programm. Die Läufe trügen, die Pulse sind brüchig, Ostinati führen ins Leere, scheinbar Zielgerichtetes verflüchtigt sich, kein Zustand ist der endgültige. Viele Momente fassen Vergangenes zusammen und verweisen gleichzeitig auf Künftiges, die Musik gebiert und wird permanent geboren.
Mehr noch als durch die strukturellen Materialverwandschaften (z.B. bezüglich Tonhöhen) wird das Werk durch atmosphärische Dichte und eine verbindende (Klang-) Sinnlichkeit zusammengehalten. All dies ereignet sich in konzentrierter Form und knapper zeitlicher Ausdehnung.

Dauer: 18' 00"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 24.00
pRESTO sOSTINATO (2005-2006)

Besetzung: für grosses Ensemble (1,0,1,0,A-Sax -0,1,1,0 - Schlgz(2),Hfe,Klav - Streichquintett)

Dauer: 11' 30"
Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
stellen (2008)

Besetzung: für 14 Streicher (8,3,2,1)

Dauer: 10' 30"

SME/EMS
Postfach 7851
CH-6000 Luzern 7
Schweiz
info@musinfo.ch
www.musinfo.ch
CHF: 28.00
(Stimmen SME: sFr. 75.00)
Streichquartett Nr. 2 "Distanzenquartett" (2009)

Zu Beginn werden klar voneinander getrennte Elemente exponiert, welche eine maximale Distanz zwischeneinander aufweisen:
Geräusche - vierteltönige Glissandi - rhythmische, stark perkussive Figuren.
Es stehen sich gegenüber:
Passagen, in denen ausschliesslich bestimmte Intervalle verwendet werden, Vollchromatik, Leittonharmonik, Anklänge an den "Spektralismus", also Musik aus Obertonreihen.

Dauer: 16' 00"
Bärenreiter-Verlag
Heinrich-Schütz-Allee 35
D-34131 Kassel
www.baerenreiter.com
Turn (2010)

Besetzung: für Orchester (3,3,3,3 - 4,4,4,1 - Schlgz(4), Hfe - 10,8,6,6,6)

Dauer: 12' 00"
Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
Cute (2011)

Besetzung: für Flöte und Klarinette

Dauer: 11' 00"
Bärenreiter-Verlag
Heinrich-Schütz-Allee 35
D-34131 Kassel
www.baerenreiter.com
unbalanced instability (2013)

Besetzung: für Violine und Kammerorchester

Dauer: 22' 00"
Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
Le réseau des reprises (2013-2014)

Besetzung: für grosses Ensemble

Ein wesentliches formales Merkmal meiner Musik ist die einmalige Gestaltung einer musikalischen Idee in ihrer bestmöglichen Erscheinungsform. Dieses Vorgehen schliesst die Wiederholung als Gestaltungsmittel aus.

In dieser Hinsicht werden hier neue Wege beschritten, handelt es sich doch um eine Reflexion darüber, was Wiederholung und Variante alles bedeuten kann. Sie ist eine Art "variations serieuses", in welchen das Phänomen der Wiederholung, beziehungsweise der Variantbildung auf ganz verschiedenen Ebenen zum kompositorischen Thema gemacht wird.
Dabei geht es nicht um die blockhafte Aneinanderreihung sampleartiger Module, sondern um die Kreation nicht-linearer Verläufe – also mit Sprüngen zurück wie auch nach vorn – bei gleichzeitiger Beibehaltung eines vorwärts treibenden Grundcharakters als dramaturgischem Prinzip.

Die kompositorische Herausforderung bestand also in der Überwindung eines Paradoxons, nämlich trotz Wiederholungs-Elementen eine sich dennoch stets entwickelnde Musik zu gestalten. Repetitive Verfahren mussten daher so variabel angewendet werden, dass Wiederholungen frisch wirken, oder als solche gar nicht wahrnehmbar sind.

So werden bisweilen einzelne Instrumentalschichten extrahiert und mit neuem Material konfrontiert. Es werden Taktgruppen oder nur Taktteile substituiert oder durch Bildung von Ellipsen komprimiert, ferner gelangen permutative Verfahren und Interpolation zur Anwendung. Letztere ereignet sich auch auf übergeordneter Ebene, nämlich in Form von neu komponierten Texturvarianten aus vorangegangenen Werken.

Aber auch das naheliegendste, weil in der Tradition verwurzelte Prinzip der Wiederholung, die Reprise, gelangt grossformal zur Anwendung. Sie soll angesichts der hohen Informationsdichte des musikalischen Satzes eine vertiefte Wahrnehmung der klanglichen Ereignisse ermöglichen.

Ein weiteres Paradox ist der Versuch, das harmonische Tempo (also die Progression von Akkorden) in gewissen Passagen so hoch zu gestalten, dass deren konsonante Vertikalität in der Wahrnehmung zurücktritt zugunsten horizontaler Bewegungsmuster . Der Arbeitstitel "vertige vertical" brachte diesen Teilaspekt des neuen Werks zum Ausdruck.

Manuskript
glut (2015-2016)

Besetzung: für Orchester

Bärenreiter Verlag Basel/Kassel
Neuweilerstr. 15
CH-4015 Basel
Schweiz
www.baerenreiter.com
The Piano Concerto (Gran Toccata) (2016-2019)

Besetzung: für Klavier solo und grosses Orchester

Dieter Ammann komponierte sein Piano Concerto für den Pianisten Andreas Haefliger, welches im August 2019 in der britischen Haupstadt uraufgeführt wurde. Ursprünglicher Arbeitstitel war "no templates", so der Komponist, "womit primär eine Offenheit des Denkens beim Umgang mit dieser Gattung gemeint ist, aber auch eine Offenheit bezüglich der Vielfalt der eingesetzten Mittel". Ein Vorgehen "ohne Muster" bestimmt seit jeher das Komponieren von Dieter Ammann, dessen Notationsweise minutiös und akribisch Takt für Takt ins Offene vordringt. Seine Werke sind Ergebnis eines Ineinanders von vielfältigen Klang- und Spielsituationen, "nicht eine collagenartige, sondern eine dramaturgisch gerichtete Musik mit ,Werkcharakter'. Die Kraft der Dramaturgie und damit zusammenhängend eine kohärente Zeitgestaltung bilden eine Klammer, in der sich eine kontrastreiche klangliche Topographie entfaltet, wobei die unterschiedlichen strukturellen Elemente (zum Beispiel verschiedenartige Tonsysteme) in einen fruchtbaren Diskurs zu treten imstande sind."

Im weiten Spannungsfeld zwischen Individuum und Kollektiv, das traditionell die Gattung bestimmt, geht es dem Komponisten um vielfältigste Spielformen. "So wird beispielsweise beim Solopart zwischen mehreren Funktionen unterschieden. Die herkömmlichen Rollen des Klaviers sowohl als Begleiter des orchestralen Geschehens als auch des unbegleiteten Individuums sind dabei bloß zwei mögliche Erscheinungsformen, wobei bei der letzten der wechselseitige Material- und Energiefluss oft subkutan weiterwirkt, so dass sich das Soloinstrument nicht ins Subjektive oder gar Unverbindliche 'flüchten' kann. Weitere Funktionskategorien sind das gängige Solo-Accompagnato, das seinen Platz genauso hat wie das oben erwähnte ,Orchesterklavier'. Neues Terrain wird durch Erweiterung des Aktionsspektrums des Soloinstruments erschlossen. Es gibt zusätzlich eine kinetische Komponente, quasi einen ,corporalen Subtext', so dass sich die Musik nicht bloß auf die Realisierung des Notentexts reduzieren lässt, sondern vom Performativen her auch eine visuelle Seite aufweist – etwas, das bei der Rezeption (speziell in der Konzertsituation) zusätzlichen Informationsgehalt bedeutet. Dieser optische Aspekt, etwa bei der Übergabe und Aufnahme von Impulsketten (also dem eigentlichen ,concertare') kann dabei sogar zur primären Information werden, wenn nämlich die Solostimme verwischt, verdeckt, geschluckt oder in der Gesamttextur sukzessive aufgelöst wird. Die enge Verzahnung der Funktionen von Klavier und Orchester bewirkt, dass das der Gattung als ,soziologisches Modell' inhärente Moment der Virtuosität nicht auf das Soloinstrument beschränkt bleibt, sondern auch in einigen Orchesterpassagen starken Niederschlag findet."

Dauer: ca. 30'
Bärenreiter-Verlag
Heinrich-Schütz-Allee 35
D-34131 Kassel
www.baerenreiter.com
Diskographie
Grammont Sélection 8 (MGB CTS-M Nr. 147, 2014)
Interpretierende:
Keller, Max E.
Collegium Novum Zürich
Ensemble Vortex
Sinfonie Orchester Biel
Ensemble InterContemporain
Ensemble La Sestina
Sinfonieorchester Münster
Trio Aventure
Ensemble Contemporain de l HEMU
Werke:
Schneider, Urs Peter: Amen I bis IIII (2013)
Ammann, Dieter: Le réseau des reprises (2013-2014)
Keller, Max E.: wachsen und welken (2014)
Mit weiteren Werken von: Sabella, Eizirik, Ubaldini, Jarrell, Cordero, Mettraux und Menod
Trio CONTEXTO (Musiques Suisses Nr. MGB CTS-M 129, 2011)
Werke:
Skrzypczak, Bettina: Toccata sospesa (1999)
Käser, Mischa: Soft morning, city! (2000)
Ammann, Dieter: A (tenir) tension (2002-2003)
Blank, William: Lichtton (2004)
Klavierduo Adrienne Soós / Ivo Haag (Grammont Porträt Nr. 107, 2007)
Interpretierende:
Klavierduo Adrienne Soós und Ivo Haag
Werke:
Kelterborn, Rudolf: Sonata (1955)
Ammann, Dieter: Regards sur les traditions (1994-1995)
Roth, Michel: Molasse vivante (2004)
Kelterborn, Rudolf: Klavierstück 7 "Quinternio" (2005)
Mit weiteren Werken von: Krzysztof Meyer
Info: www.fonoteca.ch
Dieter Ammann: The Freedom of Speach (Hat Art Nr. 158, 2005)
Interpretierende:
ensemble für neue musik zürich
Werke:
Ammann, Dieter: The Freedom of Speech (1995-1996)
Ammann, Dieter: Gehörte Form - Hommages (1998)
Ammann, Dieter: Violation (1999)
Mit weiteren Werken von: Dieter Ammann
Mondrian Ensemble (Grammont Porträt Nr. 88, 2004)
Interpretierende:
Mondrian Ensemble
Werke:
Ammann, Dieter: Gehörte Form - Hommages (1998)
Roth, Michel: Verinnerung (2001-2002)
Jaggi, Martin: Schebka (2001)
Mit weiteren Werken von: Iannis Xenakis, Giacinto Scelsi, Martin Jaggi
Info: www.fonoteca.ch
Musik in Luzern: Klaviermusik (Gallo Nr. 1010/11, 2000)
Interpretierende:
Brennan, John Wolf
Klavierduo Adrienne Soós und Ivo Haag
Werke:
Ammann, Dieter: Regards sur les traditions (1994-1995)
Mäder, Urban: stossen, ziehen, schieben - am Rand (1999)
Brennan, John Wolf: KLA4, op. 161 (1999)
Mit weiteren Werken von: Sergej Rachmaninoff, Richard Rosenberg, Hans Huber, Peter Benary, Philipp Eichenwald
Info: www.fonoteca.ch
Bibliographie
Ammann, Dieter: Meinung zur Kulturförderung, in: Dissonanz 93 (2007), S. 35 [Internet]
Drees, Stefan: Umschwünge. Dieter Ammanns Orchester-Triptychon "Boost-Turn-Core", in: Dissonanz 111 (2010), S. 56-61 [Internet]
Fatton, Andreas: Dieter Ammann: Musiques Suisses / Grammont Portrait MGB CTS-M 124, in: Dissonanz 112 (2010), S. 92-93 [Internet]
Kunkel, Michael: Don't be afraid of colours. Ein Gespräch in E-Mails mit Dieter Ammann (# 94), in: Dissonanz 94 (2006) [Internet]


Zuletzt aktualisiert: 2023-11-07 16:03:56