Albert Jean Moeschinger, als Sohn eines Kaufmanns in Basel geboren, wächst unter schwierigen Umständen auf. 1901, ein Jahr nach der Geburt der Schwester Emma Olara, verlässt die Mutter die junge Familie. Der vierjährige Knabe wird vorerst von seiner Grossmutter betreut, später verbringt er ein Jahr bei seiner Tante in Genf.
Vom sechsten Lebensjahr an erhält er Klavierunterricht bei Josef Herold, einem Mitglied des Basler Sinfonie-Orchesters; der Schüler ist begabt und äusserst interessiert. 1904 verheiratet sich der Vater zum zweiten Mal; die Familie zieht in die Basler Altstadt. Stiefsohn und Stiefmutter verstehen sich allerdings schlecht: Nachdem die Klavierstunden gestrichen worden sind, übt der Elfjährige allein weiter. Nach der obligatorischen Schulzeit verbringt er ein Jahr in der welschen Schweiz, um Französisch zu lernen; den Besuch des Gymnasiums hält der Vater für überflüssig. Von seinen Französischlehrern, die auch gute Musiker sind, erhält er vielfältige Anregungen. Erste Kompositionen entstehen, er liest viel und macht erste literarische Versuche.
Im Frühjahr 1914 muss Moeschinger auf Geheiss des Vaters eine Banklehre antreten. So ungeschickt er sich dort auch anstellt, der Vater beharrt auf seinem Verbleib. Erst nach drei Jahren, nach der Prüfung seiner musikalischen Begabung durch Hermann Suter und nicht zuletzt dank der Aussicht, am Stadttheater Bern als Korrepetitor unterzukommen, darf er die Bank verlassen. In Bern studiert Moeschinger Klavier bei Oskar Ziegler und Komposition bei Ernst Graf. Daneben sucht er Schüler, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
1920 erhält er vom Winterthurer Mäzen Werner Reinhart ein Stipendium für ein dreijähriges Auslandstudium. Moeschinger wählt als seinen ersten Studienort Leipzig, wo er auf Grund der eingereichten Kompositionen sofort in die Meisterklasse von Paul Graener aufgenommen wird Die in der Folge entstehenden Arbeiten legt er seinem Lehrer jedoch gar nicht vor; er lernt nicht an der Hochschule, sondern im Konzert. Die Partitur in der Hand verfolgt er Proben und Aufführungen. Nicht selten reist er dafür bis nach Berlin. Das dritte Jahr seines Auslandaufenthaltes verbringt Moeschinger in München als Schüler von Walter Courvoisier, verlässt aber auch diese Ausbildungsstätte ohne Diplom.
Zurück in der Schweiz verdient sich Moeschinger seinen Lebensunterhalt als Kaffeehausmusiker im Berner Oberland, in Basel und Bern. Doch nach kurzer Zeit hat er das Dasein als "musikalischer Dienstbote" satt; er bemüht sich wieder um Schüler und um eine Stelle als Lehrer am Konservatorium Bern. 1929 macht er durch ein erfolgreiches Konzert mit eigenen Werken, einem Streichquartett, einem Streichtrio und Liedern, auf sich aufmerksam, worauf ihm von Kollegen, etwa von Willy Burkhard, mit dem er intensive Gespräche über Komposition führt, vermehrt Schüler vermittelt werden. Eine Anstellung am Konservatorium erhält er erst 1937. Er nimmt seine Lehrtätigkeit sehr ernst, wovon zum Beispiel die umfangreiche Formenlehre zeugt, die er für seine Studenten verfasst.
Nach einer schweren Operation 1942 begibt sich Moeschinger zur Erholung nach Saas Fee. Noch im Frühjahr 1943 beabsichtigt er, nach der Sommerpause den Unterricht am Konservatorium wieder aufzunehmen. Im September fühlt er sich aber immer noch nicht wohl genug, und schliesslich bleibt er im Wallis. Von nun an will und kann er seinen Lebensunterhalt durch Auftragskompositionen bestreiten. Er wohnt in einem kleinen Zimmer mit Klavier im Hotel "Du Glacier", in "splendid isolation", wie er ironisch bemerkt, und vermisst dabei die musikalische Umwelt, die Konzerte, die Gesellschaften. Oft, vor allem im Sommer, erhält er Besuch von Freunden und unternimmt lange Bergtouren; dann ist er wieder allein. Gerade die Einsamkeit und die Stille der Bergwelt treiben ihn zum Komponieren.
Daneben liest er ausserordentlich viel, vor allem französische Gegenwartsautoren. Zudem studiert er zahllose Partituren, zum eigenen Gewinn, aber auch als Lektor für den Dirigenten Paul Sacher, der Moeschingers fabelhaftem "innerem Ohr" vertraut. Sacher selbst erteilt ihm wiederholt Kompositionsaufträge. Nebenbei führt Moeschinger eine umfangreiche Korrespondenz mit Musikern, Freunden und Familie.
Immer wieder unternimmt Moeschinger Reisen zu den Uraufführungen seiner Orchesterwerke. In kammermusikalischen Programmen übernimmt er oft den Klavierpart selber, so etwa beim Tonkünstlerfest 1951 in Sion, wo Moeschinger und Peter Mieg einander beim Spielen eigener Werke die Seiten wenden.
Allgegenwärtig ist in dieser Zeit der Wunsch, eine Oper zu schreiben. Nach Abschluss seiner dramatischen Kantate über das "Märchen von der kleinen Seejungfrau" sucht Moeschinger intensiv nach einem geeigneten Libretto; doch alle Anstrengungen bleiben erfolglos, kein Text kann seiner Prüfung standhalten.
Das Gefühl des Abgeschieden- oder sogar des Abgeschobenseins im abgelegenen Saas Fee verstärkt sich allmählich. 1953 verleiht ihm seine Heimatstadt Basel den Kunstpreis, was Genugtuung und Erleichterung in finanziellen Schwierigkeiten bedeutet. Als ihm auch eine kleine, günstige Wohnung in der St.Alban-Vorstadt angeboten wird, greift er zu. Aber er ist weder gewohnt noch gewillt, einen eigenen Haushalt zu führen; im Hotel hat er mit alledem nichts zu tun, und wenn ihn seine Freunde zu längeren Aufenthalten einladen, wird er umsorgt und als faszimerender Gesprächspartner verwöhnt, obwohl er ein anspruchsvoller Gast ist.
Im Winter 1955 muss sich Moeschinger ein weiteres Mal operieren lassen und erholt sich nur langsam. Wladimir Vogel empfiehlt ihm das Hotel "Tamaro" in Ascona, wo zum zweiten Mal ein geplanter Kuraufenthalt zu einem neuen Lebensabschnitt wird. In Ascona findet Moeschinger eine Umgebung, die ihn anregt, deren inneres und äusseres Klima ihm behagen. Von hier aus unternimmt Moe - wie er von seinen Freunden in burschikoser Kürzung und nicht immer zu seiner Freude genannt wird - viele kurze Reisen zu oberitalienischen Badeorten, wo er seine Arthritis zu lindern sucht und sich durch die Landschaft inspirieren lässt. Mehrmals besucht er in Torre del Lago das Gedenkhaus des von ihm verehrten Puccini. 1957 erhält Moeschinger den Kompositionspreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins.
Das Jahr 1968 bringt eine unerwartete Vielzahl von Konzerten, die der Komponist auf seinen 70. Geburtstag im Vorjahr zurückführt. Noch reist er oft zu den Aufführungen, obwohl ihm seine vom Notenschreiben geschwächten und durch den grauen Star bedrohten Augen zunehmend Schwierigkeiten bereiten. Da das "Tamaro" ab 1970 jeweils im Winter geschlossen wird, muss sich Moeschinger nach einem Ort umsehen, an dem er seinen Lebensabend verbringen kann. Das zieht in den folgenden Jahren mehrere Wohnungswechsel nach sich; es findet sich aber keine dauerhafte Lösung. Enttäuschend verläuft auch die Augenoperation in Bern 1978. Die erhoffte Besserung tritt nicht ein; durch die Narkose hat zudem das Gehör gelitten. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Altersheim findet Moeschinger Aufnahme bei den Töchtern des befreundeten Malers Alfred Glaus in Thun. 1981 verleiht ihm der Kanton Bern den Musikpreis. Auf speziell für ihn gefertigtem Notenpapier hält der Komponist seine letzten musikalischen Gedanken fest.
Besetzung: für Violine und Streichorchester (Str, Pk, kl. Trommel)
Dauer: 20' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Bundeslied (1936)
Besetzung: für Männerchor und Klavier
Text: Johann Wolfgang Goethe
Dauer: 4' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
"Ein froh Schweizerweis" (Landeslied) (1936)
Besetzung: für gemischten Chor oder Männerchor
Text: Urs Martin Strub
Dauer: 2' 00"
Hug & Co. Musikverlage
Limmatquai 28-30 CH-8001 Zürich
"Ein froh Schweizerweis" (Landeslied) (1936)
Besetzung: für Singstimme und Klavier
Text: Urs Martin Strub
Dauer: 2' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Das alte Tellenlied ("Vom Ursprung der Eidgnoschaft") (1936)
Besetzung: für Bariton und Männerchor
Dauer: 10' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Wanderlied (1936)
Besetzung: für Singstimme und Klavier
Text: Johann Wolfgang Goethe
Dauer: 3' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Das Lügenmärchen (1936)
Volkslied
Besetzung: für Frauen- oder Männerchor
Dauer: 4' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Ik weet en Frauken (1936)
Besetzung: für mittlere Singstimme und Klavier
Dauer: 1' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Vermahnlied an die Eidgenossenschaft (1936)
Besetzung: für gemischten Chor oder Männerchor
Dauer: 3' 00"
Hug & Co. Musikverlage
Limmatquai 28-30 CH-8001 Zürich
Fips (1936)
Besetzung: für Singstimme und Klavier
Text: Christian Morgenstern
Ein Couplet von Mama Käthy dem kleinen Fritz zum Vorsingen.
Dauer: 2' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Die drei Spatzen (1936)
Kinderlied
Besetzung: für mittlere Singstimme und Klavier
Text: Christian Morgenstern
Dauer: 2' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Trauermusik für Hanny Bürgi (1936)
Besetzung: für Streichquartett
Dauer: 10' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Von dem grossen Elefanten (1936)
Besetzung: für Singstimme und Klavier
Text: Christian Morgenstern
Dauer: 2' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
A la plage (1936)
Besetzung: für gemischten Chor
Dauer: 4' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Das ist mein Leib (Abendmahl) (1936)
Besetzung: für gemischten Chor
Text: Johann Wolfgang Goethe
Dauer: 3' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Suite für Orgel, op. 44 (1938)
1. Vorspiel. Allegro
2. Fuga mystica in c-moll. Adagio
3. Hymnus und Variation C-Dur "Dem Andenken Adolf Hamms". Bewegt
4. Nachspiel
Zusammenstellung von Einzelsätzen aus den Jahren 1933 (Fuga) bis 1938 (Hymnus).
Besetzung: für Mezzo-Sopran, 2 Flöten, Oboe, 2 Klarinetten, Schlagzeug, Harfe und Kontrabass
Poésies et proses d'enfants, tirées des "Editions Guilde du livre" et des "Editions Clairefontaine": Etienne Chevalley "Miracles de l'enfance" et "Poètes d'aujourd'hui".
Dauer: 18' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Labyrinth, op. 94 (1961)
Besetzung: für Orchester (2,2,2,2 - 2,0,0,0 - Pk, Schlg, Hfe - Str) und 3 Frauenstimmen (S,Mez,A)
Text: Dante Aligieri
Dauer: 10' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
Sonatina da camera (1961)
Besetzung: für Violine und Klavier
Dauer: 10' 00"
Universitäts-Bibliothek Basel
Basel
So gelb wie möglich (1962)
Besetzung: für Cembalo
Dauer: 2' 00"
Paul Sacher Stiftung
Auf Burg, Münsterplatz 4 CH-4051 Basel Schweiz
Conversazioni, op. 93 (1963)
Besetzung: für Flöte, Klarinette, Harfe, Violine und Violoncello
Moeschinger, Albert: Sinfonie Nr. 2, in: Alte und Neue Musik. 25 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1952, S. 174-175
Moeschinger, Albert: Ich wurde in Basel geboren, in: Musik der Zeit 10 (1955), S. 15
Moeschinger, Albert: Concerto lyrique für Saxophon und Orchester, in: Alte und Neue Musik. 50 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1977, S. 275
Moeschinger, Albert: Trompetenkonzert, in: Alte und Neue Musik. 50 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1977, S. 273-274
Moeschinger, Albert: Sarcasmes, in: Alte und Neue Musik. 50 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1977, S. 275-276
Moeschinger, Albert: Consort for Strings, in: Alte und Neue Musik. 50 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1977, S. 275-276
Moeschinger, Albert: Variations mystérieuses, in: Alte und Neue Musik. 60 Jahre Basler Kammerorchester, Zürich 1988, S. 110
Falkner, Felix: Albert Moeschinger. Werkverzeichnis, SUISA, Zürich 1996
Oesch, Hans: Artikel "Albert Moeschinger", in: Komponisten der Gegenwart, München 1992
Lück, Hartmut: Basler Panne. Portraitschallplatte Albert Moeschinger, in: MusikTexte 15 (1986), S. 61
Kelterborn, Rudolf: Zum Tod von Albert Moeschinger, in: Dissonanz 6 (1985), S. 17-18
Oesch, Hans: Laudatio anlässlich der Verleihung des Kantonalen Musikpreises Bern 1981 an Albert Moeschinger, in: Schweizerische Musikzeitung 122 (1982), S. 25-27
Favre, Max: Kein Verlust der Mitte. Verleihung des kantonalen Musikpreises 1981 an Albert Moeschinger, in: Der Bund (9.12.1981) (1981)
Oesch, Hans: Artikel "Moeschinger, Albert", in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians (Bd. 12), London 1980, S. 458
Der Briefwechsel Albert Moeschinger - Ernest Ansermet, in: Schweizerische Musikzeitung 119 (1979)
Favre, Max: Eine markante Musikerpersönlichkeit. Zum 80. Geburtstag von Albert Moeschinger, in: Der Bund (8.1.1977) (1977)
Mieg, Peter: Albert Moeschinger zum 80. Geburtstag, in: Badener Tagblatt (8.1.1977) (1977)
Ringger, Rolf Urs: Albert Moeschinger zum Achtzigsten, in: Neue Zürcher Zeitung (10.1.1977) (1977)
Briner, Andres: Strömungen in der Schweizer Musik zwischen 1950 und 1973, in: Tendenzen und Verwirklichungen (1975), S. 205-245
Oesch, Hans: Albert Moeschingers Briefwechsel mit Thomas Mann, in: Schweizerische Musikzeitung 112 (1972), S. 3-11
Mieg, Peter: Albert Moeschinger zur Erinnerung, in: Komponisten des 20. Jahrhunderts in der Paul Sacher Stiftung, Basel 1968, S. 209-212
Huber, Eugen: Albert Moeschinger zum 70. Geburtstag, in: Der Bund (10.1.1967) (1967)
Kelterborn, Rudolf: Albert Moeschinger zu seinem siebzigsten Geburtstag, in: Neue Zürcher Zeitung (10.1.1967) (1967)
Oesch, Hans: Was hat uns Albert Moeschinger zu sagen? Zum 70. Geburtstag des Komponisten, in: Schweizerische Musikzeitung 107 (1967), S. 2-8
Oesch, Hans: Albert Moeschinger zum Siebzigsten. Der Geschichte verpflichteter Erfinder neuer Musik, in: National-Zeitung (9.1.1967) (1967)
Oesch, Hans: A propos "Petite danse macabre", in: Schweizerische Musikzeitung 107 (1967), S. 158-159
Vosseler, Paul: Zum 70. Geburtstag von Albert Moeschinger, in: Basler Nachrichten (7.1.1967) (1967)
Oesch, Hans: Artikel "Albert Moeschinger", in: Die Musk in Geschichte und Gegenwart (Bd. 9), Kassel und Basel 1961, S. 420-422
Schuh, Willi: Albert Moeschingers Sinfonie Nr. 5. Mit einem Briefwechsel Komponist und Kritiker, in: Schweizerische Musikzeitung 101 (1961), S. 44-46
Ehinger, Hans: Albert Moeschinger sechzigjährig, in: Basler Nachrichten (9.1.1957) (1957)
Oesch, Hans: Albert Moeschinger, in: Schweizerische Musikzeitung 97 (1957), S. 169-174
Mieg, Peter: Artikel "Albert Moeschinger", in: 40 Schweizer Komponisten der Gegenwart, Amriswil 1956, S. 118-123
Strahl, Christa: Die Weisen von Albert Moeschinger im neuen Gesangbuch, in: Musik und Gottesdienst 9 (1955), S. 168
Mohr, Ernst: Albert Moeschinger. Werk und Persönlichkeit. Ansprache bei der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Basel, in: Schweizerische Musikzeitung 93 (1953), S. 153-158
Schuh, Willi: Albert Moeschinger, in: Schweizer Musik der Gegenwart, Zürich 1948, S. 178-181
Handschin, Jacques: Neues von Albert Moeschinger, in: Schweizerische Musikzeitung 85 (1945), S. 424-429
Ehinger, Hans: Alfred [sic!] Moeschinger, in: Weltwoche (9.3.1934) (1934)