Hermann Goetz wurde am 7. Dezember 1840 Königsberg (Preussen) geboren und starb am 3. Dezember 1876 in Zürich-Hottingen; er war Komponist, Organist und Pianist. Seine Jugendzeit verbrachte Goetz in Königsberg (Preussen) und besuchte dort 1847-1858 das Gymnasium. Klavierunterricht erhielt er von seiner Cousine Friederike Tiessen. Seit dem 14. Lebensjahr versuchte sich Goetz als Komponist und schrieb Sonaten, Singspiele und Klavierlieder. Eine handfeste musikalische Ausbildung erteilte ihm Louis Köhler (1820-1886), der ihn ab 1857 zum Pianisten ausbildete. Erste Erfolge stellten sich 1858 ein, als er im Rahmen eines Schülerkonzertes im Klavierkonzert KV 365 von Wolfgang Amadeus Mozart als Solist auftrat. Nach dem Abitur immatrikulierte Goetz an der Universität Königsberg, um Mathematik zu studieren. Doch nach vier Semestern brach er dieses Studium ab und schloss ein Musikstudium in Berlin an. Während drei Semestern (1860-1862) studierte er am Sternschen Konservatorium in Berlin Klavier bei Hans von Bülow (1830-1894), Dirigieren beim Konservatoriumsgründer Julius Stern (1820-1883) und Komposition bei Hugo Ulrich (1827-1872).
Nach freiberuflicher Tätigkeit in Berlin als Klavierlehrer am Konservatorium und Leiter eines gemischten Chores ("Meichsnerscher" Gesangverein) sah sich Goetz nach neuen beruflichen Möglichkeiten um. Auf Vermittlung des Leipziger Gewandhauskapellmeisters Carl Reinecke (1824-1910) übernahm Goetz 1863 als Nachfolger von Theodor Kirchner (1823-1903) die Organistenstelle an der Stadtkirche in Winterthur. Im Musikleben von Winterthur wirkte er als Pianist in Konzerten des Musikkollegiums mit. Indes waren die Konzertmöglichkeiten mit dem dortigen Orchester, das noch aus Laien bestand, begrenzt. Goetz setzte als Begründer und Chorleiter des Gesangvereins "Melodia", der lediglich kurze Zeit existierte, an seinem neuen Wirkungsort musikalische Akzente. Als Klavierlehrer besserte sich Goetz sein Organistengehalt auf. In Winterthur ergaben sich auch einige gesellschaftliche Kontakte. In der Gruppe "Academia" lernte Goetz den Librettisten seiner komischen Oper "Der Widerspenstigen Zähmung", Joseph Viktor Widmann (1842-1911), kennen. Die Uraufführung erfolgte am 11. Oktober 1874 im Hoftheater Mannheim. Die Oper verblieb während vieler Jahre im Repertoire der europäischen Opernhäuser. In einer anderen Winterthurer Gesellschaft lernte er Laura Wirth kennen, die er 1868 heiratete. Die Stelle als Organist der Stadtkirche behielt Goetz auch nach dem Umzug nach Zürich (Hottingen) im Jahre 1870. Erst 1872 musste er sie aus gesundheitlichen Gründen (Lungenkrankheit) aufgeben.
In Zürich wurde Goetz durch den Dirigenten und Komponisten Friedrich Hegar (1841-1927) gefördert, der ihn als Solist für Abonnementskonzerte des Tonhalleorchesters Zürich engagierte. Hegar war bis 1906 Chefdirigent dieses 1868 gegründeten Orchesters und dirigierte in diesen Konzerten auch Werke von Goetz. Die Zusammenarbeit gipfelte in der Durchführung des Schweizerischen Musikfestes (1874), bei dem Goetz Mitglied der Jury war. Auch Johannes Brahms war bei diesem Fest anwesend. So wurde ein Zusammentreffen zwischen Brahms, Hegar, Widmann und Goetz arrangiert, das jedoch durch Goetz' schlechte Gesundheit beeinträchtigt war. 1874 stellte Goetz die Vokalkomposition "Nenie" op. 10 auf einen Text von Friedrich Schiller fertig, die wahrscheinlich Brahms zur Komposition seiner "Nänie" op. 82 inspirierte. In der Zürcher Zeit war Goetz als Rezensent für die "Neue Zürcher Zeitung", die "Allgemeine Musikalische Zeitung" und für das "Musikalische Wochenblatt" tätig, wobei er oft Werke von Brahms besprach. In den letzten Lebensjahren galt das Bestreben von Goetz hauptsächlich der Fertigstellung seiner Oper "Francesca von Rimini" und der Symphonie in F-Dur (1873). Die erwähnte Oper in drei Akten blieb jedoch unvollendet. Goetz wünschte sich eine Fertigstellung durch Johannes Brahms, der jedoch diese Aufgabe an Ernst Frank weitergab. In dessen Vervollständigung gelangte das Werk 1877 in Mannheim zur Uraufführung.
1. Eine Blume weiss ich: "Eine Blume hegt die Erd'" (Ernst Scherenberg)
2. O Lieb', o Lieb', du Wonnemeer (Ernst Scherenberg)
3. Frühlings Wiederkehr: "Wenn der Duft quillt aus der Knospe Schooss" (L. Liber)
4. Ein Frühlingstraum: "Noch liegt der Winter in der Stadt" (Albert Träger)
5. Der Frühling kommt!: "Thut auch das bange Herz dir weh" (Albert Träger)
6. Wanderers Nachtlied: "Der du von dem Himmel bist" (Johann Wolfgang von Goethe)
Englische Übersetzung von John Troutbeck.
Drei Lieder von Lenau, Uhland und Eichendorff, op. 3 (1861)
Besetzung: für Gesang und Klavier
1. Die Stille: "Es weiss und räth es doch Keiner" (Joseph von Eichendorff)
2. Bitte: "Weil' auf mir, du dunkles Auge" (Nikolaus Lenau)
3. Frühlingsglaube: "Die linden Lüfte sind erwacht" (Ludwig Uhland)
Englische Übersetzung von John Troutbeck.
1. Gute Nacht: "Es soll kein Tag sich enden" (Robert Eduard Prutz)
2. Oktoberlied: "Der Nebel steigt" (Theodor Storm)
3. Waldszene: "Im grünen Wald ist grosse Ruh" (Johann Gabriel Seidl)
4. Trinklied: "Wirt, hast du noch ein volles Fass?" (Julius Wolff)
Englische Übersetzung von John Troutbeck.
1. Er ist's: "Frühling lässt sein blaues Band" (Eduard Mörike)
2. Sehnsucht: "In die Ferne möcht' ich ziehen" (Max von Schenkendorf)
3. Guter Rath: "An einem Sommermorge, da nimm den Wanderstab" (Theodor Fontane)
4. Beharre: "Scheide, ach scheide doch nur von Liebe nicht" (Wilhelmine von Chezy)
5. Treue: "Wenn alle untreu werden" (Novalis)
6. In der Ferne: "Will ruhen, will ruhen, unter den Bäumen hier" (Ludwig Uhland)
7. Seelentrost: "Gräm' dich nur nicht so viel" (Emil Pohl)
Ein pläsirlich Neujahrsspiel zu dem "Winterthurer Sonntagskränzchen"
Besetzung: für Stimmen, Sprecher, Chor und Klavier
Text: Josef Viktor Widmann
Personen:
Nymphe Eulach (Sprechrolle)
Der Hofbauer (Bar)
Die Bäuerin (Sprechrolle)
Ilde, deren Tochter (A)
Peter, ihr Bräutigam (B)
Friedrich/Balthasar, ihr Geliebter (hoher Bar oder T)
Melchior (Bar)
Caspar, der Mohr (Bar)
Sopran-Solo, Gesinde, Kinderchor
Englische Übersetzung von John Troutbeck.
1. Wüsst' ich gewiss, dass es mein Liebster hörte
2. Geh, zartes Blatt, geh, armes Brieflein, hin!
3. Und wenn ich werd' im Sarg gebettet liegen
4. O Schwälblein, das da fliegt in weite Ferne
5. Am Sonntag Morgen, zierlich angethan
6. Wie lange schon war immer mein Verlangen
Novello & Co Ltd
8-9 Frith Street W1v 5TZ London England
Sechs Lieder, op. 12 (1867-1876)
Besetzung: für Sopran oder Tenor und Klavier
1. Geheimnis: "Ich flüsterte leis in den einsamen Bach" (Richard Pohl)
2. Schliesse mir die Augen beide (Theodor Storm)
3. Wandervöglein: "Wandervöglein, leichtes Blut, das zur Ferne fliegt" (Hermann Kletke)
4. Lied der Gertrude aus dem Rattenfänger von Hameln: "Immer schaust du in die Ferne" (Julius Wolff)
5. Das verlassene Mägdelein: "Früh, wann die Hähne kräh'n" (Eduard Mörike)
6. Beruhigung: "Ist mir's zu Muthe schwül und bang" (Albert Träger)
Englische Übersetzung von John Troutbeck.
Novello & Co Ltd
8-9 Frith Street W1v 5TZ London England
Konzert in B-Dur, op. 18 (1867)
Besetzung: für Klavier und Orchester (2,2,2,2 - 2,2,0,0 - Pk - Str)
Besetzung: für Stimmen, Chor und Orchester (2,2,2,2 - 4,2,3,0 - Pk. Hfe, Git - Str)
Text: William Shakespeare (Joseph Viktor Widmann)
Personen: Baptista (B)
Katharine (S)
Bianka (S)
Hortensio (Bar)
Hortensios Frau (A)
Lucentio (T)
Petruchio (Bar)
Grumio (B)
Ein Schneider (T)
Haushälterin (S)
Haushofmeister (T)
Dienerschaft, Nachbarinnen, Hochzeitsgäste
Besetzung: für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier
Wollenweber Verlag
München Deutschland
Francesca da Rimini (1875-1876)
Oper in drei Akten
Besetzung: für Stimmen, Chor und Orchester (2,2,2,2 - 4,2,3,0 - Pk, Hfe - Str)
Text: Hermann Goetz
Das Fragment wurde von Ernst Frank vollendet.
Personen:
Francesca (S)
Diana (S)
Lanciotto (Bar)
Paolo (T)
Pietro (Bar)
Guido (B)
Sopran-Solo, junge Landleute, Dienerschaft
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