Geboren in St.Gallen- Pianistische Ausbildung bei Hadassa Schwimmer, Konservatorium Winterthur und Werner Bärtschi, Zürich- Kompositionsstudien bei Rudolf Kelterborn, Basel und Edison Denissow, Luzern- Master of Advenced Studies in Arts Management, University of Basel- seit 1990 Konzentration auf das kompositorische Schaffen- Das Vokale - die menschliche Stimme - mit ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten steht im Zentrum des Wirkens. Damit verbunden ist geradezu eine "archäologische" Auseinandersetzung mit der Literatur.- Die vorwiegend zyklisch gestalteten Werke entstehen fast ausnahmslos als vorbereitende, zwischenreflektierende oder ablösende Arbeiten in Bezug auf Opernprojekte.- Die Oper - das Musiktheater im erweiterten Sinn - markiert somit den Mittelpunkt in Zwickers Werk.- Inhaltlich reduzieren sich die Themen auf das Verhältnis Täter-Opfer und die daraus resultierende Schuldfrage. Im Zentrum steht der Mensch - das Menschliche - resp. das Unmenschliche.- Der Komponist ist auch als Maler und Gestalter tätig. Diese Arbeiten beziehen sich ausschliesslich auf kompositorische Aufgabenstellungen. Es sind bildliche und räumliche Darstellungen musikalischer Strukturen, musikalischer Prozessverläufe, aber auch von Inhalten , die dahinter stehen. Visuelle Analysen, geprägt von Struktur und Assoziation. Ein nonverbaler Weg, sich den Geheimnissen, Gesetzen und Plänen der Musik anzunähern. Dahinter steht eine kritische Haltung gegenüber der Sprache ganz allgemein und im Besondern gegenüber dem Erklären von Musik im Sinne des Misstrauens und des Missbrauchs.- Im Kontext dieser Wechselwirkung Musik-Malerei-Musik entstehen immer wieder Instrumentalstücke als "Klang von Bild und Gestalt".
Werkliste
Variationen für Violine solo (1988)
Diese Variationen über ein eigenes, schwebendes Thema sind kurze Charakterstücke unterschiedlichster Art. Von lyrisch zart, tänzerisch bis bizarr und sperrig positionieren sich die einzelnen Variationen in ihrem Gestus radikal.
Dauer: 12' 00" Manuskript
Diskurs (1988)
Besetzung: für Klavier und 2 Trommeln (1 Spieler)
Verschiedene kompositorische Ansätze und ästhetische Auffassungen werden einander gegenübergestellt. Die Spieler treten in einen Diskurs. Keine Auffassung kristallisiert sich als die einzige Wahrheit heraus, es gibt keine Dogmen, sondern Oeffnung. - Ein Schritt hin zur Integralstruktur.
Erotisch-schwüles Stück, das die inzestuöse Bindung Trakls zu seiner Schwester thematisiert. Als "szenische Dichtung" ist "Nachtduett" für die Bühne prädestiniert.
Besetzung: für Mezzosopran und Ensemble (Fl (Picc), Klar (B-Klar), Hfe, Klav, Cemb, 2 V, Va, Vc, KB)
Text: Josef Kopf
Grossangelegter Gesangszyklus, in dem die Metaphern des Eises, der Kälte und des Erstarrens im Zentrum stehen.Paraderolle für die Mezzosopranistin mit Höchstanforderungen im emotionalen und technischen Bereich (Stimmumfang es bis b'').
Besetzung: für mittleres Orchester (1,1,1,1- 2,1,3,0- Hfe, Klav, Schlgz(3)- 10,2,2,1)
Werden und Vergehen einer natürlichen Eisskulptur als akustisches Erlebnis. Nach einem auf Video festgehaltenen Experiment des Künstlers Kurt Matt, Bregenz. Ein Hirschschädel mit Geweih liegt während des Winters unter einer Felswand, von der Wasser heruntertropft. Allmähliche Vereisung des Schädels. - Frühling: Tauwetter - Steinschlag - Zertrümmerung.
Dauer: 14' 00" Manuskript
Rituale für Fada (1994)
Besetzung: für Streichquartett
Grossangelegtes Streichquartett, das sich mit Arten des Afrikanischen Musizierens im Vokal- als auch im Instrumentalbereich auseinandersetzt. Das Stück bezieht sich auf noch heute gelebte Rituale in Togo. "Fada" ist Togolesisch und heisst "Vater". Fada ist Pfarrer Karl Rohrbach, der in Togo mehr als 20 Jahre lang exemplarische Entwicklungshilfe leistete.Die Streicher spielen auch Fusstrommeln, Rasseln und Mundpfeife. Der 3. Satz ist mit Live-Elektronik zu spielen.
Besetzung: für Bariton, Flöte (auch Picc, A-Fl, B-Fl), Harfe, Klavier, Schlagzeug (1) und Viola
Text: Elisabeth Heck
Sehr verinnerlichter, beschaulicher Gesangszyklus mit zunehmend meditativem Charakter. Sehr feine, differenzierte Klangwelten, in deren Zentrum die Metapher des Steins in ihrer Vielfältigkeit steht.
Besetzung: für grosses Orchester und Klavier solo (2,2,3,2- 3,2,3,1- Hfe, Schlgz (4)- 24,6,6,4 (5 Saiten))
"Vom Klang der Bilder": Orchesterzyklus nach Bildern von Buchholz, Klee, Kandinsky, Klein und Fruhtrunk. Die fünf Stücke spannen einen zyklischen Bogen, der in den Gesetzen des Lebens verankert ist. I. "Blutgesang": Zerstörung, Abgesang, Tränen, Trauer, Klage II. "Choral und Landschaft": Hoffnung, Zuversicht, Demut, Glaube, Natur III. "Gegenklänge": erneute Polarisation, Existenz von Widersprüchen IV. "Monochromes Blau": Bewegung in der Statik, Innehalten, Meditation, Illusion, Paradies auf Erden V. "Orgelpunkt": Schmerzliche Wiederkehr des Gleichen im Andern uns Anderssein
Dauer: 17' 00" Manuskript
Vom Klang der Bilder: II. Choral und Landschaft (1987-1996)
Zyklus
Besetzung: für grosses Orchester und Klavier solo (2,2,3,2- 3,2,3,1- Hfe, Schlgz (4)- 24,6,6,4 (5 Saiten))
"Vom Klang der Bilder": Orchesterzyklus nach Bildern von Buchholz, Klee, Kandinsky, Klein und Fruhtrunk. Die fünf Stücke spannen einen zyklischen Bogen, der in den Gesetzen des Lebens verankert ist. I. "Blutgesang": Zerstörung, Abgesang, Tränen, Trauer, Klage II. "Choral und Landschaft": Hoffnung, Zuversicht, Demut, Glaube, Natur III. "Gegenklänge": erneute Polarisation, Existenz von Widersprüchen IV. "Monochromes Blau": Bewegung in der Statik, Innehalten, Meditation, Illusion, Paradies auf Erden V. "Orgelpunkt": Schmerzliche Wiederkehr des Gleichen im Andern uns Anderssein
Dauer: 21' 00" Manuskript
Vom Klang der Bilder: III. Gegenklänge (1988-1989/1993)
Zyklus
Besetzung: für grosses Orchester und Klavier solo (2,2,3,2- 3,2,3,1- Hfe, Schlgz (4)- 24,6,6,4 (5 Saiten))
Orchesterzyklus nach Bildern von Buchholz, Klee, Kandinsky, Klein und Fruhtrunk. Die fünf Stücke spannen einen zyklischen Bogen, der in den Gesetzen des Lebens verankert ist.I. "Blutgesang": Zerstörung, Abgesang, Tränen, Trauer, KlageII. "Choral und Landschaft": Hoffnung, Zuversicht, Demut, Glaube, NaturIII. "Gegenklänge": erneute Polarisation, Existenz von WidersprüchenIV. "Monochromes Blau": Bewegung in der Statik, Innehalten, Meditation, Illusion, Paradies auf ErdenV. "Orgelpunkt": Schmerzliche Wiederkehr des Gleichen im Andern uns Anderssein
Vom Klang der Bilder: IV. Monochromes Blau (1987-1996)
Zyklus
Besetzung: für grosses Orchester und Klavier solo (2,2,3,2- 3,2,3,1- Hfe, Schlgz (4)- 24,6,6,4 (5 Saiten))
Orchesterzyklus nach Bildern von Buchholz, Klee, Kandinsky, Klein und Fruhtrunk. Die fünf Stücke spannen einen zyklischen Bogen, der in den Gesetzen des Lebens verankert ist.I. "Blutgesang": Zerstörung, Abgesang, Tränen, Trauer, Klage II. "Choral und Landschaft": Hoffnung, Zuversicht, Demut, Glaube, NaturIII. "Gegenklänge": erneute Polarisation, Existenz von WidersprüchenIV. "Monochromes Blau": Bewegung in der Statik, Innehalten, Meditation, Illusion, Paradies auf ErdenV. "Orgelpunkt": Schmerzliche Wiederkehr des Gleichen im Andern uns Anderssein
Besetzung: für grosses Orchester und Klavier solo (2,2,3,2- 3,2,3,1- Hfe, Schlgz (4)- 24,6,6,4 (5 Saiten))
Orchesterzyklus nach Bildern von Buchholz, Klee, Kandinsky, Klein und Fruhtrunk. Die fünf Stücke spannen einen zyklischen Bogen, der in den Gesetzen des Lebens verankert ist. I. "Blutgesang": Zerstörung, Abgesang, Tränen, Trauer, Klage II. "Choral und Landschaft": Hoffnung, Zuversicht, Demut, Glaube, Natur III. "Gegenklänge": erneute Polarisation, Existenz von Widersprüchen IV. "Monochromes Blau": Bewegung in der Statik, Innehalten, Meditation, Illusion, Paradies auf Erden V. "Orgelpunkt": Schmerzliche Wiederkehr des Gleichen im Andern uns Anderssein
Dauer: 12' 00" Manuskript
Postludien (1995-1997)
Besetzung: für Violine und Klavier
Ironische, witzige, teils satirische Charakterstücke. Titel und musikalischer Gedanke entspringen aus zeichnerischen Varianten des Violinschlüssels. Die Zeichnungen sind vom Komponisten; die Originale sind beim Komponisten zu besichtigen.musikalisch 2'gemächlich 6'verschämt 5'con fuoco 3'romantisch 3'
Oper in 4 Akten nach dem gleichnamigen Stück von Jean Cocteau
Besetzung: für 10 Stimmen, Chor und Orchester (2 (auch Picc, A-Fl),1,2 (auch B-Klar),2 (auch Co-Fag)- 2,2,2 (2. auch B-Pos),0- Hfe, Klav, Akk, Git, Schlgz(4)- 8,4,4,2 (5 Saiten))
Text: Jean Cocteau
Witz, Ironie, Aktion, Situationskomik, aber auch dramaturgische Kunsgriffe und dramatische Zuspitzungen sind alles Merkmale, die Cocteuas Oedipus (Höllenmaschine) als prädestinierten Opernstoff auszeichnen. Das Stück wird stark von der vier Hauptrollen geprägt, die musikalisch und darstellerisch Genuss und Herausforderung in einem sind. In der Mitte der Oper steht - wie ein Monument und als dramaturgischer Höhepunkt - der in sich geschlossene Akt der Sphinx. Junger Soldat: Bariton - Soldat: Tenor - Gespenst: Bass - Hauptmann: Bass - Jokaste: Mezzosopran - Teiresias: Sprecher - Anubis: Counter-Tenor - Sphinx: Sopran - Matrone: Alt - Ödipus: Tenor - Kreon: Bass (mit Falsett) - Antigone: Mädchensopran.
Dauer: abendfüllend Manuskript
Konstellation mit Mondtransit (1998-1999)
Besetzung: für Sopran, Violine, Posaune, Violoncello, Klarinette und Klavier
Ein Stück mit aperspektivischer Aufführungspraxis. Die immer neu sich bildenden Aspekte auf die Radixplaneten (Instrumentalisten) durch den "transitierrenden" Mond (Sopran) werden musikalisch hörbar gemacht.
Nachspüren den Zeichen im Sand. Demontierte Wortklänge tauchen auf und verschwinden wieder. Es bleibt nur das Ahnen. Die Textpartikel sind rhythmisch streng notiert und werden als Sprachklang gesprochen. Erst am Schluss wird die Singstimme als Gesangsstimme wahrgenommen.
Nelly Sachs - Triptychon I: Eine Scheidelinie wird weiter hinausgezogen (2000-2001)
Oper in einem Akt
Besetzung: für Sopran, Bariton und Orchester (1,1,1, B-Klar,0 - 0,2,1,0 - Hfe, Akk, Klav, Schlgz(5) - Str)
Text: Nelly Sachs
Oper nach der gleichnamigen Szenischen Dichtung von Nelly Sachs.
Stück über Trennung und die Unmöglichkeit des Wiederfindens von Menschen auf hoher Abstraktionsebene. Die Scheidelinie als durchgehende, alles bestimmende musikalische Grenze. Alles Geschehen ausserhalb bezieht sich zwangsläufig auf die alles beherrschende Linie, die nach und nach dünner wird und am Schluss abreisst.
Dauer: 26' 00" Manuskript
Trauernd (2001)
Klee-Klang
Besetzung: für Oboe, Fagott, Viola und Gitarre
Musikalische Umsetzung des gleichnamigen Bildes von Paul Klee. Linear geprägtes Stück. Die endlose Linie als Determinante für den linearen Verlauf und als Ausdruck von Trauer. Verfremdete Gitarrenklänge als irisierende, beunruhigende Hintergrundgrösse.
Dauer: 8' 00" Manuskript
Empathie (2001-2002)
Besetzung: für Sopran, Violoncello und Tonband
Text: Else Lasker-Schüler
Demut, emphatisches Leiden als musikalischer Ausdruck. 3 Klangebenen: Solistisches Cello, Sprache als Klangelektronik bearbeitet, Gesangsstimme.
Musikalische Version des gleichnamigen Gedichts von Günter Eich. Regenklänge als Botschaft. Ein Klangalphabet, beruhend auf mehreren Parametern, als musikalisches Material ("rasselnde Buchstaben"). Hochdifferenzierte Klangwelt beim Schlagzeug, teilweise präparierte Instrumente und Schlägel. Auch für das Cello perkussive Aktionen.
Dauer: 26' 00" Manuskript
Landschaft aus Schreien (2003)
Besetzung: für Mezzosopran und Klavier
Text: Nelly Sachs
Der Schrei als musikalische Grösse in Stimme und Instrument, in seiner ganzen Vielfalt, vor allem auch als Schrei nach Innen. Erstickende Klänge.
Dauer: 24' 00" Manuskript
Der Tod und das Mädchen (2005)
Oper in sechs Szenen
Libretto von Daniel Fuchs nach Ariel Dorfman.
Dauer: 90' 00" Manuskript
Monogramme (2004-2007)
Acht Klavierstücke
Dauer: 45' 00" Manuskript
Secretum (2006-2007)
8 Stücke nach den Urzeichen des I Ging
Besetzung: für Violoncello und Kontrabass
Kien das Schöpferische
Kun das Empfangende
Dschen das Erregende
Kan das Abgründige
Gen das Stillehalten
Sun das Eindringliche
Li das Haftende
Dui das Heitere
Im I Ging – das Buch der Wandlungen – treten uns uralte Symbole entgegen, die seit über fünftausend Jahren unveränderlich gültig sind. Dieses alte Wissen fand um 3000 v. Chr. Eingang nach China, wo es bis heute aufbewahrt wurde. Über den ganzen eurasischen Kontinent herrschten die gleichen Urbilder, die als notwendiges Secretum gepflegt wurden. Secret = Geheimnis und Absonderung, die erforderlich sind zu seiner Erhaltung.
Diese Urzeichen bestimmen je einen Wesenszustand und setzen sich bildlich aus durchgehenden und unterbrochenen Linien zusammen, immer drei an der Zahl. Innerhalb des Zeichens bedeutet jede Linie eine andere Stufe und Art und Weise des Wesenszustandes, und impliziert so ein entsprechendes Verhalten resp. Handeln. Damit wird die Wandlung innerhalb desselben Zeichens zum zentralen Thema.
Die Stücke stellen sich zwei kompositorischen Aufgaben: einerseits soll der Grundcharakter jedes Zeichens zum Klingen gebracht werden, und dann – von Bedeutung – die Wandlungen der drei Stufen innerhalb des Zeichens sollen hörbar werden.
I Ging: das Buch der Wandlungen: anhand der Urzeichen soll in dieser Musik etwas von diesen Wandlungsprozessen erhört werden können.
Dauer: 36' 00" Manuskript
Mirlitonnades (2007)
Besetzung: für Mezzosopran und 6 Instrumente (Fl, Ob, Klar, Pos, V, Akk)
Text: Samuel Beckett
Dauer: 27' 00" Manuskript
L'été symmétric (≪Le jardin sous les eaux≫, Teil 2) (2009-2010)
Besetzung: für grosses Orchester (3,2,EHn,2,BassKlar,2,KFg/4,4,3,1/2Hf/4Schlzg/Str[24,12,6,6])
Dauer: 12' 00" Manuskript
Monstrosität (2009-2010)
Besetzung: für Klavier zu 4 Händen
Dauer: 11' 00" Manuskript
Zufall (2010)
Besetzung: für Klavier zu 4 Händen
Dauer: 10' 00" Manuskript
Erinnerungen im Ohr, 1. In der Dunkelheit (2011-2012)
Besetzung: für Posaune solo und Ensemble (1,1,1,Sax,0/0,1,1,0/Akk/2Schlzg/Str[V,Va,Vc,Kb])
Dauer: 12' 00"-14' 00" Manuskript
Erinnerungen im Ohr, 2. Der Irre (2011-2012)
Besetzung: für Posaune solo und Ensemble (1,1,1,Sax,0/0,1,1,0/Akk/2Schlzg/Str[V,Va,Vc,Kb])
Dauer: 10' 00"-11' 00" Manuskript
Erinnerungen im Ohr, 3. Los compañeros (2011-2012)
Antiphon
Besetzung: für Posaune solo und Ensemble (1,1,0,BassKlar,AltSax,0/0,1,1,0/Akk/2Schlzg/Str[V,Va,Vc,Kb])
Dauer: 15' 00"-17' 00" Manuskript
Diskographie
Alfons Karl Zwicker (Musiques Suisses Nr. CTS-M 133, 2011)