Aufgewachsen in Rüschlikon/ZH. Lebt in Basel. Blockflötenstudium bei Conrad Steinmann an der Schola Cantorum Basiliensis und Kompositionsstudium bei Roland Moser an der Muskihochschule Basel. Seit 1991 Kompositionen, von 1995 an treten Klanginstallationen dazu und 1998 die frei improvisierte Musik. 1997-2001 Mitarbeit im Kaskadenkondensator, Basel. 1999 – 2004 Mitarbeit in der künstlerischen Leitung des Festivals für improvisierte und komponierte zeitgenössische Musik. 2001 Gewinner des Preises Marguerite de Reding des schweizerischen Tonkünstlervereins mit dem Improvisationsquartett babels besen. 2004/05 Mitglied des Istituto Svizzero di Roma (ISR) und 2006 Arbeitsaufenthalt im Spazio culturale des ISR in Venezia.
In Hans-Jürg Meiers Komponieren gewinnen Übersetzungen aus der Architektur zunehmend an Bedeutung. Zum einen ist in beiden Künsten die Kraft der Vorstellung von grundlegender Wichtigkeit, zum anderen hantieren beide mit ganzheitlichen Formerfindungen, die sich in der Zeit oder/und im Raum entfalten. Im Bestreben, die sinnlichen Qualitäten von den Materialien der Musik (Töne, Intervalle, Klangbeschaffenheiten) gleichsam greifbar erfahrbar zu machen, verpflichten sich seine Kompositionen dem Zusammenwirken von Natur, Form und Schönheit.
Werkliste
Vereinsamt (1986-1995)
Besetzung: für Sprechchor
Text: Friedrich Nietzsche
Dauer: 7' 00" Manuskript
weiland (1991)
Besetzung: für Altblockflöte und Cembalo
"weiland" bezieht sich hier auf ein ehemalig vorhanden gewesenes Gleichgewicht zwischen Ruhe und Geschäftigkeit, das sich zu Lasten der Ruhe verschoben hat.
Dauer: 5' 00"
Hug & Co. Musikverlage
Limmatquai 28-30 CH-8001 Zürich
presso il passo di cristallina (1993)
Besetzung: für 2 Renaissanceblockflöten
Dem Stück ging das reale Erlebnis der überraschenden Stille kurz vor der Passhöhe voraus.
Dauer: 7' 00"
Carciofoli Verlag
Postfach CH-8049 Zürich
das licht um einen schatten heller machen (1993-1995)
Besetzung: für Violine und Posaune
Dreiteiliges Stück: grosse Entfernung - Nähe - Entfernung, ohne die innere Beziehung zu verlieren.
Besetzung: für Blockflöte, Bassklarinette, Viola, Violoncello, 2 Schlagzeuger
Eine Melodie wird in einen Quintturm aufgefächert. Dreiteilige Variationsreihe, wobei die Melodie erst im zweiten Teil ganz erklingt.Dirigent von Nutzen.
Quasi eine Studie über den Zeitfluss, basierend auf dem gleichnamigen Song der Beatles.
Dauer: 10' 00" Manuskript
... wie wenn ein Strahl ohne Ende in ein Wasserbecken fällt (1994)
Besetzung: für Chor ohne Dirigent, 4 Mundharmonikas
Text: Robert Musil
Die zeitliche Organisation funktioniert anstelle des Dirigenten über die Ohren aller Mitwirkenden. Die kurzen Textfragmente von Robert Musil tauchen kreisend immer wieder auf.Für Laienchor.
Zwei getrennt voneinander komponierte Stimmen (eine von Markus Wettstein, die andere von Hans-Jürg Meier) mit der einzigen Vorgabe, von gleicher Dauer zu sein, werden gleichzeitig gespielt.
Der Notentext von Josquin Desprez wird neu gelesen (einstimmig, gesprochen, frei kontrastiert) und taucht an einzelnen Stellen fast original auf.Eher für kleinen Chor.
el viento de la noche gira en el cielo y canta (1997-1998)
Besetzung: für Violine, Violoncello, Klavier und Tonband
Dauer: 15' 00" Manuskript
intextérieur (1997-1998)
Besetzung: für 3 Blockflöten und Tonband
Dauer: 45' 00" Manuskript
at (1998)
Besetzung: für Altflöte, Posaune, Violine, Viola und Violoncello
In der Mitte der SpielerInnen steht ein mit Wasser gefüllter Zuber, in den kleine Kieselsteine geworfen werden, welche ihrerseits musikalische Aktionen auslösen.
Das Stück bezieht seine Energie aus dem Kontrast zwischen Heftigem und Zartem. Eröffnendes Solo der Viola, quasi Durchführung im Trio.
Dauer: 8' 00"
Deutsche Lautengesellschaft
Prinzenkamp 9 D-49731 Sögel
Du kannst an keiner Stelle mit eins beginnen (1999)
Besetzung: für drei Tonbänder (Klanginstallation)
Abfallende Alltagsgeräusche aus dem häuslichen Umfeld wurden auf 3 Tonbänder montiert. Durch die Wiederholung der Bänder ergeben sich ständig neue Zusammentreffen der immergleichen Klänge.
Dauer: var. Manuskript
colours de la rose (1999-2001)
Besetzung: für Altflöte (Flöte), Oboe (Englischhorn) und Sopransaxophon (Altsaxophon)
Neunteiliges Stück, wobei sich alternierend Musik von Guillaume de Machaut und von Hans-Jürg Meier gegenüberstehen.
Während der Sprecher im Verlauf des Stückes in die Ebene der Erinnerung entschwindet, also verstummt, übernimmt der Chor zunehmend seine Worte (die Worte von Pablo Neruda) singend.
Ueber einen gewissen Zeitraum wurde jeweils das Ende eines Teils von dem einen der beteiligten Komponisten (Dodo Schielein und Hans-Jürg Meier) dem anderen zugesandt bis zwölf Teile komponiert waren. Fliessende Grenzen und Wiederaufnahmen halten das Stück zusammen.
Sechs Boxen geben einzelne Sprachfetzen wieder: einzelne Konsonanten und wenige gesungene Vokale. Unterschiedliche Dichtegrade und variierende Zusammentreffen.
Manuskript
woge (2000)
Besetzung: für vier Tonbänder (Klanginstallation)
Ein immergleicher Klang wandert durch den Raum, dehnt sich aus, ändert - sich erneut verdichtend - die Richtung und kippt wieder zum Anfang zurück.
Dauer: var. Manuskript
iela / strasse (2000-2001)
Besetzung: für 2 gemischte Chöre und Alltagsgegenstände
"Dem Stück liegt eine Struktur zugrunde, die sich von der gewachsenen Dorfstruktur von Soglio im Bergell herleitet. Es gelang Meier, eine organische, undramatische, doch stets spannende Form von attraktiver Klanglichkeit zu schaffen – einen poetischen Klangraum." (Alfred Zimmerlin)
Besetzung: für 3 Tenorsaxophone und Baritonsaxophon
Formal basierend auf dem Grundriss der Gedächtniskirche "Santo Stefano in Rotondo" auf dem Monte Celio in Rom durchläuft die Musik wechselweise die Aggregatszustände des Wassers.
Die Erlebnisse der Ariadne mit Theseus und Bacchus werden in vier kurzen Szenen aus der Optik des Sternbildes Corona Borealis erzählt: 1. Theseus und Ariadne: Heiratsversprechen auf Naxos.
2. Theseus: von einem Berater zur Abreise aufgefordert.
3. Ariadne: Verlassenheit und Wahn.
4. Ariadne und Bacchus: himmlische Hochzeit und Wurf der Krone an den Himmel, die in der Form des Sternbildes hängen bleibt.
Man kann es drehen und wenden wie man will, immer liest das Auge die Fläche als räumliches Objekt.
Bezug zum Boden-Muster der Kirche S. Maria dei Miracoli in Venedig.
Musik in vier Teilen, welche zwischen den vier Abschnitten der Madrigalfassung für 5 Stimmen des "Lamento d'Arianna" (1610) von Claudio Monteverdi dargeboten wird.
Besetzung: für Stimme (Mezzosopran) und Traversflöte
Texte von Marianne Schuppe (Einrichtungen: Hans-Jürg Meier).
"Zwischen zwei Sprachen liegt ein Raum. Zwischen Sprache und Musik liegt ein Raum. Und zwischen dem Lesen, bzw. Hören und dem Schreiben liegt Zeit. Übersetzen ist das Setzen der eigenen Worte bzw. Zeichen in Bezug auf." (Marianne Schuppe)
Besetzung: für Sopran, 4 Renaissancetraversflöten, Laute
Texte aus dem "Canticum Canticorum".
Musik in sechs Teilen über die Kirche "Santa Maria Formosa" von Mauro Codussi (Venezia):
I ort und zeit (gondola);
II er besingt sie (caminada);
III sie besingt ihn (caminada);
IV minne (hortus conclusus);
V wein (cielo);
VI siegel (fuoco).
Besetzung: für Melodica & Objekte, Saxophon (Bariton & Alt), Posaune, Violine, Viola, Kontrabass und Stimme (Sopran)
Text: Hadrian
Ein Gang zum und ins Pantheon in Rom in vier Abschnitten: Tympanon,
Pronaos, Innenraum, Opaion. In der Vorstellung ist die unendliche
Säule aus Targo Jiu von Constantin Brancusi in das Pantheon gestellt.
Besetzung: für Streichensemble (6 V; 3 Va; 2 Vc; Kb)
Vier Spaziergänge führen gleichzeitig durch je ein "Sestiere" in Venedig. Brückentraversierungen und Wegabschnitte durch die Gassen sind in Töne übertragen. Verweilungen sind hinzugesetzt.
Musik in zwei Teilen, welche vor und nach der Konzertpause gespielt werden. Im ersten Teil werden buchstäblich immer mehr Pausen herausgeschnitten, im zweiten Teil finden die Pausen zu musikalischen Formen und die Klangabfolge verlangsamt sich.
Stimmenmaterial prima parte: CHF 15.00
Stimmenmaterial seconda parte: CHF 15.00
Eichenlaub und Espenblatt (2014)
Besetzung: für 21 Sopranblockflöten (Kinder ab ca. 9 Jahren)
Musik für vier Gruppen, welche je für sich und untereinander ein Kommunikationsnetz aufspannen. Angelehnt an Forschungsergebnisse zur Kommunikation von Pflanzen.
Besetzung: für Stimme (Mezzossopran) und Renaissance-Laute
Text: Louïze Labé
Drei Sonette von Louïze Labé sind wie als Strophen über denselben Musiktext vertont. Ein Vorspiel und zwei Zwischenspiele wirken wie ruhige, distanzierte Kommata.
12 Fragmente zum Heidelberger Totentanz: Der Konig, von allem stadt, Der bruder, Die junckfrauiwe, Der artzt, Der ritter, Der spieler, Der schriber, Der wucherer, Der kaiser, Der wirt, der dumherr.
Musik zu Santo Stefano Rotondo (Rom, ca. 460). Die architektonischen Themen der frühchristlich-spätantiken Rundkirche werden musikalisch umgesetzt: kreisende Bewegungen; diaphane Strukturen, welche die Raumstaffelung in musikalischen Schichten wiedergeben; das Licht, welches von den Oberfenstern des Zentralraumes in die Kirche einströmt, spiegelt sich in der wechselweise hellen oder dunklen Harmonik.