Geboren in Kolozsvár (vorm. Österreich-Ungarn, heute Rumänien (Cluj-Napoca)).
Veress studierte ab 1925 an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest Komposition bei Zoltán Kodály und Klavier bei Béla Bartók. Ab 1929 liess er sich bei László Lajtha am Ungarischen ethnographischen Museum in den Methoden der Musikethnologie ausbilden und unternahm 1930 seine erste selbständige Forschungsreise in die rumänische Moldau. Ab 1935 war er Assistent von Bartók an der Volksmusikabteilung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ab 1943 als Nachfolger Kodálys Professor für Komposition an der Budapester Liszt-Akademie.
1949 emigrierte Veress in die Schweiz. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit als Gastprofessor am Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern wirkte er von 1950 bis 1981 am Konservatorium Bern als Lehrer für Komposition, allgemeine Musikpädagogik und theoretische Fächer. Hier wurden im Laufe der Jahre bedeutende Vertreter einer ganzen Schweizer Komponistengeneration seine Schüler – darunter Heinz Marti, Jürg Wyttenbach, János Tamás, Daniel Andres, Urs Peter Schneider, Heinz Holliger und Roland Moser.
In den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren wirkte Veress an verschiedenen US-ame-rikanischen Hochschulen sowie in Australien als Gastprofessor: 1965 – 67 lehrte er zunächst am Peabody Institute der Johns Hopkins University, dann am Goucher College in Baltimore/Maryland, 1967 an der University of Adelaide/South Australia, 1972 schliesslich an der University of Portland/Oregon.
Seine akademische Laufbahn beschloss Veress ab 1968 wiederum am Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern – zunächst als Extraordinarius, von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1977 als Ordinarius für Musikethnologie und Musik des 20. Jahrhunderts.
Spät im Leben, 1991, wurde er noch Schweizer Staatsbürger. Am 4. März 1992 verstarb er in Bern.
Als Komponist ist Sándor Veress einer der repräsentativsten Vertreter der zweiten Generation der "Budapester Schule" nach deren Gründervätern Béla Bartók und Zoltán Kodály. Er unterrichtete seinerseits in Budapest so wichtige Komponisten der dritten Generation wie György Ligeti und György Kurtág. Ähnlich wie Bartók entwickelte er eine in der ungarischen Musik verwurzelte, zugleich übernationale und dabei durchaus autonome Musiksprache. Seine umfassende Bildung war die Grundlage für einen Humanismus und eine kulturelle Offenheit, die sich schon in seiner frühen Kammermusik manifestierten und ihm nach der Emigration eine sehr persönliche Wende zum Zwölfton ermöglichten. Eine stattliche Anzahl seiner in der Schweiz komponierten Werke wurde in Bern und Basel uraufgeführt (Camerata Bern, Berner Kammerorchester, Berner Symphonieorchester, Basler Kammerorchester). 1976 erhielt er den Grossen Musikpreis des Kantons Bern, 1985 den Bartók-Pásztory-Preis, 1986 den Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins und 1987 den Musikpreis der Stadt Bern.