Max E. Keller was one of the first free jazz musicians in Switzerland. From 1966 until 1973 he followed his own concept performing free jazz and improvised music on the piano and electronic instruments in concerts or for radio recordings in Switzerland, Germany, Belgium, Poland and Czechoslovakia. Since 1973 Keller has produced over 90 compositions for various forces including electronic music. He often sets texts to music, examples include his 'Gesänge II' (Erich Fried); 'Gesänge III' (Jürg Weibel) and 'Gesänge IV' (Kurt Marti); 'Konfigurationen' (I, II and III – various authors); 'Deformationen' (self-written texts); the feature-length cantata 'Fontamara' (Ignazio Silone), the mini-opera 'Egon – aus dem Leben eines Bankbeamten' (Hans Suter) and the chamber opera 'Die Axt' after Max Frisch's 'Graf Öderland' (2004-2006), a commission for the Komischen Oper Berlin. Performances and radio broadcasts in the whole of Europe, Australia, North and South America, Russia, Mongolia, Korea and Azerbaijan are a part of his career history. Keller began improvising again after 1985 and since 1985 is responsible for the programme and organisation of contemporary music and jazz concerts at the 'Theater am Gleis' in Winterthur.
1985 - Swiss representative at the biennale in Berlin
1991 - Swiss representative at the IGNM Weltmusiktagen in Zurich
1993 - Swiss representative in Mexico
1997 - Art prize of the Carl-Heinrich-Ernst-Foundation in Winterthur
1999 - Berlin stipend
2001 - Project contribution (commission from the Tonhalle-Orchester Zürich)
2003 - Contribution to the artistic work of the Aargauer Kuratorium
'Sicher sein ...' (speaker and electronic tape) and 'Repetitionen I-V' (harpsichord) were recorded onto LP and 'Pentalog' (orchestra) and 'Sie' (speaker and electronic tape) onto CD; two CDs (col legno and Jecklin Edition) are dedicated solely to his chamber musical works, a third CD (Grammont-Portrait) containing five chamber musical works and one orchestral work (Tonhalle-Orchester conducted by David Zinman) was released in 2003.
Liste des oeuvres
Start (1969)
Instrumentation: für mindestens 6 Spieler
Grafische und verbale Improvisationsgrundlage; beliebige Instrumente.
Die "Kleine Werbemusik" verwendet als Tonmaterial fast nur einen C-Dur-Dreiklang, verarbeitet ihn aber mit allen Mitteln der seriellen Technik. Ein Pianist spielt Celesta und elektronische Orgel (ein sehr einfaches Modell genügt), der andere Klavier und Tonband (normales Heimtonband oder Kassetten-Gerät).
Instrumentation: für Stimme, Violoncello und Schlagzeug
Texte: Wolfgang Beutin, Fitzgerald Kusz, Bertolt Brecht
Ursprünglich für einen Schauspieler geschrieben (Umfang: F-d'), doch kann die Stimme auch von einer Frau oktaviert realisiert werden. Viele gesprochene Passagen, aber auch Opern-Parodistisches.
3 Versionen:1. Tonband (= Schallplatte)2. Tonband und Sprecher (live)3. Tonband und Sprecher (live) gekürzt auf 14'"Sicher sein ..." konfrontiert Zeitungsmeldungen von Entlassungen, vom Sprecher gelesen, mit dem Werbeslogan "Sicher sein, Bankverein".
Durée: 23' 00" Manuscrit
Grundgesetze I (1976-1977)
Instrumentation: für grosses Orchester (3 (alle auch Picc),3,3 (3. auch B-Klar),3- 4,3,3,1- Schlgz(3), Git- 10,10,8,6,4) und vier Sprecher
Texte: Karl Marx, Oskar Schammidatus, Max E. Keller
Die Individualität der Stimmen, äusserlich zwar ins Extrem getrieben (jedes der 65 Instrumente hat eine eigene Stimme), ist ausgelöscht, sie sind synchronisiert zu einem mechanischen, regelmässigen, maschinellen Schlagen.
Instrumentation: für Sopran, Flöte (C und G), Klarinette (B-Klar), Violoncello und Klavier
Texte: Erich Fried
Die sechs Gedichte, Erich Frieds Zyklus "Verhaltensmuster" aus der Sammlung "Die Beine der grösseren Lügen", werden einerseits kontrastierend aufeinander bezogen - wie sich auch die Verhaltensmuster deutlich voneinander absetzen. Andererseits werden sie durch signalhafte Motive verknüpft.
2 Versionen: 1. Tonband 2. Tonband und 2 Sprecher (live)
Die Texte konfrontieren die Ideologie, die Versprechen der sozialen Marktwirtschaft mit deren trister Realität.
Durée: 13' 00" Manuscrit
Veränderungen (1977-1978)
Instrumentation: für einen Blockflötisten, Synthi AKS und Tonband
Kein Mischpult notwendig. Die Bedienung des Synthesizers verlangt keine besonderen technischen Kenntnisse, die Partitur beschreibt die Handhabung relativ genau. Die Flötenstimme ist recht einfach zu spielen, doch enthält das Stück einige kleine szenische Elemente.
Durée: 13' 00" Manuscrit
Zum 1. August (1978)
Instrumentation: für Sopran, Flöte, Bassklarinette, Violine, Violoncello und Klavier
3 Versionen: 1. Tonband 2. Tonband und Sprecher (live) 3. Tonband und Improvisations-Ensemble, Besetzung ad libitum (auch solistisch) "Sie" ist eine ironische Werbemusik für Kernenergie (= Sie). Für die Version mit live-Sprecher existiert ein kleines szenisches Arrangement.
Durée: 15' 00" Manuscrit
Hymnen (1979)
Instrumentation: für Tonband und zwei Sprecher
Texte: Alltags- Werbe- Mediensprache
3 Versionen: 1. Tonband 2. Tonband und ein Sprecher (live) 3. Tonband und zwei Sprecher (live) "Hymnen" konfrontiert den authentischen Bericht eines Chilenen über seine Erlebnisse bei den Folterungen durch die chilenischen Faschisten mit einer Collage von Nationalhymnen.
Durée: 14' 00" Manuscrit
Genesis (1979-1980)
Instrumentation: für Orchester (2,2,2 (2. auch B-Klar),2- 4,2,1,0- Schlgz(1)- 8,6,4,4,2)
Eine melodische Gestalt wird in einem teils stetigen, teils sprunghaften Prozess allmählich zu ihrer endgültigen Form entwickelt. Zwar wird die Melodie immer wieder durch massive Orchesterklänge überdeckt, aber sie setzt sich nach und nach in jeder Hinsicht durch.
Einige Synthesizer-Schaltungen und ein Ablaufschema bilden ein Gerüst für die Musik, die in Erinnerung an die Zeit der Improvisation spontan und direkt realisiert wurde.
Egon - Aus dem Leben eines Bankbeamten (1980-1981)
Miniaturoper in 2 Akten nach einem Text von H. Suter
Der Zusatz "Miniatur" bezieht sich nicht auf die zeitliche Ausdehnung, sondern auf den personellen Aufwand. Sofern mehr Leute zur Verfügung stehen, sind die Funktionen weiter aufteilbar. Die Partien der Schauspieler sind sehr leicht zu singen, einiges ist Sprechgesang oder Play-back mit Tonband, dem eine wichtige Rolle zukommt, quasi die des Orchesters. - Es wird die Geschichte eines angepassten Bankbeamten erzählt, der allmählich durch verschiedene Vorkommnisse zu politischem Bewusstsein kommt. Nach einigen Aussteigversuchen findet er schliesslich eine Existenzform, die politisch und gesellschaftlich sinnvolles Handeln ermöglicht. Besetzung: 2 Schauspieler (einer spielt evtl. Gitarre), Schauspielerin, Cello, Techniker (Tonbänder und Licht, evtl. Tenorsax), Alt-Sax
Gesänge III "Die Lautlosigkeit der Ameisen" (1981)
Instrumentation: für Sopran, Flöte, Oboe, Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Streichquartett und Kontrabass
Texte: Jürg Weibel
Vier Gedichte von Jürg Weibel über die Schweiz. Das erste: Kontrast zwischen revolutionärer Vergangenheit und konservativer Gegenwart. Das zweite: "Eidgenoss/die Kunst/Waffenhändler zu sein/und als Friedensapostel zu gelten."
Instrumentation: für Ensemble (Ob, Engl-Hn, Pos, Schlgz, Klav, Va, Vc, KB)
Konfigurationen ist eine Sammlung von Kompositionen, die einzeln oder in beliebigen Gruppen aufgeführt werden können. Die Instrumentalisten haben auch verschiedene Texte zu sprechen, wobei durchaus hörbar werden soll, dass sie nicht professionelle Sprecher sind.Nr. 1: Maximalbesetzung (6'30)Nr. 2: Ob, Va (4'30)Nr. 3: Va, Vc, Pos, Klav (4'30)Nr. 4: Sprecher (oder Instrumentalist), Va (oder V), Pos, KB (4'30)
Durée: 20' 00" Manuscrit
Sehr verehrter Herr Direktor (1982)
Instrumentation: für Singstimme, Klavier und Tonband
Durée: 4' 00" Manuscrit
Remember (1982)
Instrumentation: für Bassklarinette und Klavier
Verbales Improvisationskonzept: relativ genaue Beschreibung der Strukturen, Veränderungen, Abläufe.
Im Vordergrund stehen Rhythmus, Klangfarbe, Dynamik, Artikulation - also die Parameter, die in der Tradition sekundär sind. Virtuos, bogentechnisches Exercitium.
Instrumentation: für sprechenden und singenden Pianisten
Auslöser des Werkes war die Ermordung von vier Bäuerinnen, einem Kind und einem Schweizer Entwicklungshelfer durch die Contras. Der Pianist (besser wäre eine Pianistin) hat auch eine Kassette mit Tagebuchauszügen abzuspielen, zu sprechen und einige Töne zu singen.
Erinnerungen IV - "Es geht ein' dunkle Wolk' herein" (1987)
Instrumentation: für Gitarre solo
Basiert auf vier Liedern aus verschiedenen Epochen, die alle um die Thematik Gewalt-Gegengewalt kreisen. Fingersätze und Erläuterung der speziellen Effekte durch Christoph Jäggin, dem das Werk gewidmet ist.
Bis auf einige freie Gestalten sind alle Vorgänge aus dem Kontrast zwischen liegendem Klang ("aushalten") und rhythmisch strukturierter Klangwiederholung ("bewegen") abgeleitet, wobei der Titel durchaus auch Aussermusikalisches anvisiert.
Instrumentation: für Saxophon, Klavier und Schlagzeug (oder 3 beliebige Instrumente)
Verbale Partitur, welche Strukturen, Veränderungen und Abläufe relativ genau beschreibt.
Durée: 10' 00"-25' 00" Manuscrit
Konfigurationen II (1989)
Instrumentation: für Alt und Instrumentalensemble (Fl, Klar (B-Klar), V, Vc, Schlgz, Klav)
Texte: Franz Hohler, Hansjörg Schneider, Jürg Schmied, Sascha Anderson, Max E. Keller
Acht Texte unterschiedlichster Gattungen vom Gedicht bis zum militärischen Reglement. Thema: Ordnungsfetischismus im Gegensatz zur chaotisch-zerstörerischen Welt. Autoren: Franz Hohler, Hansjörg Schneider, Jürg Schmied, Sascha Anderson, Max E. Keller.
Instrumentation: (2,2,2 (2. auch B-Klar),2- 2,2,1,0- Schlgz- 7,7,4,4,2)
Die ganze Weite auszuschreiten ist das utopische Ziel, doch das Ganze kann nur in Teilen erscheinen: Dialektik von Ganzem und Teil, von Ausloten einer Dimension bis in ihre Extreme und Stillstehen anderer Parameter. - Orchesterpart einfach, mit aleatorischen Passagen, wobei jeder einzeln spielt.
Instrumentation: für 4 Akteure, 4 Musiker (Fl, Ob, Klar, V) und 4-Kanal-Tonband
Texte: Alex Gfeller
Nach Alex Gfellers Erzählung "Das Komitee".Die Städte der Schweiz sind verseucht, sei es durch Gift, Radioaktivität, Zerstörung der Ozonschicht - zahlreiche Wege in den Untergang sind seit langem absehbar. Nur wenige Menschen haben überlebt und vegetieren in den Schutzräumen unter den Trümmern des früheren Wohlstandes. Einige sind bereits mutiert, andere leben in Wahnwelten...
Der Titel bezeichnet die Strukturzelle, aus der die Komposition sowohl im Grossen wie im Kleinen abgeleitet ist: ausgehaltener Ton - kurzer Ton - ausgehaltener Ton. Aus der spröden Idee erblüht reiches Klangleben.
Instrumentation: für Sopran und Instrumentalensemble (Fl, Klar (B-Klar), V, Vc, Klav)
Texte: Kurt Marti
Die Gedichte sind aus verschiedenen Sammlungen zusammengestellt zu einem Zyklus, der innerliche und äusserliche Befindlichkeiten der Schweiz zum Thema hat: lastende Schwere, Tüchtigkeit und Exaktheit als Glücksersatz, Gleichgültigkeit... Das Ausdrucksspektrum des Soprans geht vom Sprechgesang bis zur grossen Geste.
Eine obsessive, rhythmische Sequenz wird immer wieder abgestoppt und in dem Masse verkürzt, in dem sich in den Zwischenräumen Klangfelder etablieren: Eine neue, vielfältige Musik löst den zerblasenen Rhythmus ab.
Instrumentation: für drei Saxophone, Klavier und Schlagzeug
Weitgehend ausnotiert, einige improvisatorische Freiheiten und Soli.
Durée: 12' 00" Manuscrit
Grafik (1993)
Instrumentation: für 2 Saxophone, Bassklarinette, Klavier und Schlagzeug
Ein musikalischer Prozess, der extrem Gegensätzliches vereinigt oder nebeneinander stellt, ist vorwiegend grafisch gezeichnet, ergänzt mit einigen Worten und Noten.
Durée: 8' 00"-11' 00" Manuscrit
Heterophonie (1993)
Instrumentation: für zwei Saxophone, Bassklarinette, Klavier und Schlagzeug
Eine 12-Ton-Melodie (Original + Umkehrung), ohne Rhythmus notiert, wird von den Instrumenten in wechselnden Konstellationen sechsmal heterophon intoniert, wobei je ein Instrument quasi solistisch dazu improvisiert.
Durée: 5' 00" Manuscrit
Neungestalt (1993)
Instrumentation: für Schlagzeug solo
Eine musikalische Gestalt aus 9 Gruppen wird neunmal variiert, wobei jeweils eines der neun Fellinstrumente im Zentrum steht. Drum-Set, allerdings mit zwei Bass-Drums (mit Pedalen).
Jedes der auch einzeln spielbaren Stücke geht von einer spontanen, einfachen Startidee aus, die eher improvisatorisch weiterentwickelt und auch kontrastiert wird. Nr. 1 und 2 sind einfach, Nr. 3 etwas schwieriger, Nr. 4 mit teils sehr schnellen Akkordwiederholungen mit Wechseln.
Instrumentation: für Flöte, Violoncello und Klavier
Dichtes, permanent sich wandelndes Beziehungsnetz zwischen den Instrumenten: ein Instrument agiert "gleich" wie ein anderes, "ähnlich", "entgegengesetzt" oder "begleitend".
Instrumentation: für Stimme, Saxophon, Klavier und Schlagzeug
Texte: Adrian Sollberger
Manuscrit
Walk-Music (1994)
Instrumentation: für Flöte, Violine, Gitarre und Schlagzeug
Die vier MusikerInnen gehen je einen eigenen Parcours, wobei jede(r) eine Sequenz für sich variierend repetiert: Isolation, Kontaktlosigkeit, Narzismus – Zeichen der Zeit..
In sieben Abschnitten steht jeweils eine musikalische Dimension im Zentrum, z.B. Farbe, Rhythmus, Dauer, Dynamik, Repetition , Puls: intensives Ausloten, bohrendes Suchen, insistierendes Darstellen.
Das Werk arbeitet mit Material, welches W. Bärtschi, U. Gasser, M. Sigrist und P. Wettstein im Rahmen des Projektes "Kreuzende Wege" speziell für dieses Werk geschrieben haben, wobei jeder Satz das Material eines Kollegen ins Zentrum stellt.
Instrumentation: für Violoncello, Akkordeon und Klavier
Der Titel benennt ein Prinzip, welches für einzelne Prozesse bestimmend ist. So beginnt das Werk mit einer Folge von heftigen Akkordeon-Decresecendi, die kürzer werden (also WENIGER an Lautstärke und Dauer), durch länger werdende (MEHR) Pausen getrennt. Zugleich bildet sich innerhalb dieser Klänge ein Rhythmus heraus, dessen Zellen im ganzen Stück vorkommen: das Weniger an Klängen ermöglich ein Mehr an Rhythmus. Wie und inwiefern ist ein Gespräch zwischen den Instrumenten möglich? – diese Frage ist ein anderer Aspekt, der sich u.a. im Aufsuchen von gegensätzlichen Extremlagen oder konträr im Unisono äussert oder im Versuch, die Distanzen zu überbrücken.
Instrumentation: für 4 Posaunen, Klavier, E-Gitarre und elektronische Klangerweiterung
Mit grossem improvisatorischen Anteil, arbeitet humorvoll mit der Feuerwehr-Quarte. Einfaches Pitch-Shifting und Echoplex (quasi Bandschleife von 20 sec. Dauer).
Instrumentation: für Flöte, Gitarre und Schlagzeug
Jedes Instrument baut sich mit 8 elementaren Figuren seine Welt, geht seinen Weg - und doch zeigen sich Parallelen, entstehen Beziehungen, die Dialektik von geordnetem Einzelweg und zufälligem Zusammen beginnt zu spielen.
7 Elemente werden nach dem Muster A, AB, ABC, ... zu einem Zusammenhang entwickelt, der sich wieder abbaut. Überlagert und kontrapunktiert wird dieser einfache Formprozess mit anderen Strukturen, wobei vor allem Dynamik und klangliche Differenzierungen wichtig sind.
Acht Elemente werden allmählich aufgebaut, dann bauen sie sich wieder ab. Innerhalb dieser einfachen Gesamtform ereignen sich mehrere kurzzeitige Aufflackern und Verlöschen. Das Werk arbeitet mit Mehrklängen, deren Griffe notiert sind und die weitgehend Daniel Kientzys "Les sons multiples aux saxophones" entnommen sind.
Vertonung von vier eigenen Texten: Globalisierung als weltweite Ausbeutung von Mensch und Natur; Freiheit als schrankenloser Konsum und ungehemmte Profitmaximierung; Erziehung als manipulative Anpassung. Der 5. Text stammt von Eduardo Galeano aus Uruguay: Die reichen Länder verdrängen, woher ihr Reichtum stammt.
Instrumentation: für Streichquartett und Improvisationstrio
Das Werk belässt der klassischen Tradition (Streichquartett, weitgehend ausnotiert) und dem Jazztrio ( Saxophon, Klavier und Schlagzeug improvisieren oft frei) ihre Identität und damit ihre Stärken und führt sie nur dort zusammen, wo echte Berührungspunkte bestehen. Integration II und III sind ähnlich konzipiert.
Instrumentation: für 23 Bläser (3 (3. auch Picc),3,3 (3. auch B-Klar),3 - 4,3,3 (3. auch B-Pos),1) und 3 Schlagzeuger
Einerseits wird das musikalische Geschehen auf den Kontrast von lang und leise gegenüber kurz und laut reduziert, auf das Hell-Dunkel der kahlen Mondoberfläche, andererseits in Klang und Struktur sehr subtil ausgestaltet.
Ein musikalisches Patchwork oder die Kunst des Fügens
Instrumentation: für Oboe, Fagott, Trompete, Posaune, Viola, Kontrabass, Akkordeon, Klavier und Schlagzeug
Eine Gemeinschaftskomposition der Mitglieder des Komponistensekretariats Zürich (Werner Bärtschi, Ulrich Gasser, Max Eugen Keller, Martin Sigrist und Peter Wettstein): Die Partitur wurde zwischen den fünf Komponisten hin- und hergeschickt, wobei jeder eine jeweils fünfzigsekundige Stelle anfügte.
Das Werk wird, an einem Tisch sitzend, auf 6 Tellern, 3 Gläsern, Pfannendeckel, kleinen Becken u.a. gespielt, wobei der Schlagzeuger auch stimmlich agiert. Essen als zelebriertes Ritual - in einer Welt des Hungers.
Gemeinschaftskomposition mit Werner Bärtschi und Martin Sigrist. Hommage an J.S. Bach: Drei sehr unterschiedliche Schichten treffen aufeinander und ergeben überraschende Klänge.
Auf verschieden langen Feldern treten die beiden Instrumente in einen Dialog, entweder in der Annäherung oder im Kontrast; bei der Angleichung spielen differenzierte Reibgeräusche eine wichtige Rolle. Das Schlagzeug verwendet nur drei Toms, zwei Bongos, ein Becken, ein Donnerblech und zwei Woodblocks.
Das Werk ist aus einer Folge von sieben quasi archetypischen Grundstrukturen komponiert, die variierend wiederholt und bis zu vierfach überlagert werden: Wirbel, Punktefeld, Verklingendes, Puls u.a.
Der regelmässige Puls ist ein Ausgangspunkt, einerseits eine Referenz an die Winterthurer Musikfestwochen (ein Rock- und Popfestival; 25 Jahre jung), andererseits an J.S. Bach (250 Jahre tot). Zweiter Ausgangspunkt ist das Fugenprinzip, wobei hier das Fugenthema nicht aus Einzeltönen gebildet wird, sondern aus ganzen Strukturen: Tonscharen, Klangflächen, Gestalten, punktuellen Feldern u.a.
Schon unsere Notenschrift zeigt, dass in der europäischen Tradition Tonhöhe und Rhythmus primär sind: bereits die Dynamik ist ein Zusatz. Farbenfahrten setzt die Prioritäten quasi umgekehrt werden: Eine Sequenz von sechs Farben ist Basis der Komposition und bleibt präsent, auch wenn andere Dimensionen des Klanggeschehens stärker hervortreten.
Instrumentation: für Klarinette (B-Klar), Posaune, Violoncello und Klavier
Das Werk spielt Konstellationen zwischen den Instrumenten durch, in denen jeweils zwei Instrumente eng zusammengehören, quasi Zwillinge sind. Der musikalische Prozess entspringt der Dialektik zwischen diesem vorgegebenen Beziehungsnetz und dessen Realisierung durch drei fast archetypische musikalische Grundmodelle.
Instrumentation: für Symphonieorchester (3,3, 3 (3. auch B-Klar), 3 (3. auch Kontrafagott) - 4,3,3 (3. auch Basspos.), 1 - 3 Schlagz - mind. 10, mind. 8, 6, 6, 4 )
Das Werk stellt den Puls ins Zentrum, und zwar in Spannung zu seinem Gegenteil, zum ausgehaltenen Ton oder Klang. Die beiden Pole des musikalischen Prozesses sind mit grösster farblicher und klanglicher Bandbreite gestaltet. Ein drittes Grundelement sind rasche, laute Laufbewegungen, die wie Blitze aus heiterem Himmel unerwartet niederfahren.Auftrag Aargauer Kuratorium für das Tonhalle-Orchester Zürich.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette, Klavier, Schlagzeug und Streichtrio
Wie beim Zappen am Fernseher werden teils völlig unterschiedliche Musikarten oder strukturelle Muster nebeneinander gestellt, mit scharfem Schnitt, scheinbar zufällig und doch absichtsvoll. Doch auch die andere Bedeutung von Schnitt-Muster, das Verfertigen nach Vorlage, das Clichéhafte, kommt zum Zuge, indem Musikstile parodiert werden. Dabei werden verschiedene Bereiche der Populärmusik angesprochen, aber auch die zeitgenössische Musik wird nicht verschont.
Für eine Uraufführung in der Wüste Gobi komponiert, musste das Werk kraftvoll-wüstentauglich sein. Klangverdopplungen im unisono und in Oktaven sind daher der Ausgangspunkt. Zum einen wird damit ein Tabu der neuen Musik zum Material, zum anderen wird mit der "unione" des Klanges und dem Auseinanderdriften das Duettierende ins Spiel gebracht.
Instrumentation: für Ensemble (1,1,1,1 - 1,1,1,0 - Klav, Mar - 2,1,1,1)
Da es sich um ein Auftragswerk der Expo 02 handelt, spielt das Schweizerkreuz eine zentrale Rolle, indem Tonhöhenstrukturen in der Form von Kreuzen verwendet werden. Zunächst als Pausen-Kreuz quasi in Negativform, darf es sich später vielfältig und differenziert in positiven Form zeigen.
Tradition kann man annehmen oder sich dagegen auflehnen; für einmal habe ich sie angenommen und habe ohne Verrenkungen einem Gedicht entlang komponiert. Barbara Köhler hat Texte über die Elbe geschrieben, leise melancholisch und mit einer Prise Gegengift, besonders schön in dem von mir gewählten Gedicht.
Komponiert für das Roaring Hoofs in der Mongolei ist das kurze Solostück eine umgekehrte Variation des Liedes "S Vreneli ab em Guggisbärg", die weit ab vom Volkslied beginnt und sich diesem Zug um Zug nähert, bis es schliesslich original erklingt.
Fünf einfache, quasi archetypische Strukturen bilden die Basis des Werkes: Akzente mit differenziertem Ausklang, Punkte- und Floskelfelder, Klangflächen, Repetitionen und Puls. In ihrer einfachen Klarheit geben sie dem Hörer eine gute Orientierung über den musikalischen Prozess, zumal auch die Form dies unterstützt.
Instrumentation: für Tuba, Schlagzeug, Klavier und Live-Elektronik (BOSS SE-70)
Changements – zwischen verschiedenen Gruppierungen der Instrumente, zwischen natürlichem und umgeformtem Klang, zwischen Ruhe und Hektik, zwischen Schnitt und Übergang, zwischen Luft und Ton, zwischen Puls und freiem Rhythmus, zwischen Wiederholung und Weitergehen, zwischen Ton und Geräusch, zwischen ...
Instrumentation: für Blockflöten (Alt und Bass) und Klavier
Es gibt wohl kaum unterschiedlichere Instrumente als Blockflöte und Klavier, von der Klangerzeugung bis hin zu Volumen, Aussehen und Aura. "Verschmelzungen" dieser gegensätzlichen Instrumente zu komponieren ist eine ein Herausforderung, die umschlägt in eine Herausforderung an die Spieler, welche an den Rand des Spielbaren zu gehen haben.
Instrumentation: für Klarinette (Bassklarinette), Akkordeon und Kontrabass
Ausgangspunkt der Komposition ist der Gegensatz von Ruhe und Hektik, entfaltet in Übergängen und Temposchnitten an neun Grundfiguren, die mit der Zeit auch ein reiches Eigenleben entwickeln. Der Anfangsimpetus löst auf anderen Ebenen Prozesse aus – fast wie im richtigen Leben.
Instrumentation: für Saxophonquartett (S,A,T,Bar) und Streichquartett
Das Werk gestaltet das Ineinander, Miteinander und Gegeneinander der beiden Quartette kalkuliert emotional. Das sichernde Netz der rationalen Vorplanung ermöglicht es, die emotionale Entscheidung für konkrete Klänge und Instrumente, für Verflechtungen und Entwicklungen umso freier und souveräner zu fällen.
In lakonischen, melancholischen und zugleich spielerisch-poetischen Miniaturen spiegelt Klaus Merz in "Löwen Löwen" überraschende Facetten der vielbesungenen Lagunenstadt Venedig. Die hintergründige Doppelbödigkeit ist Ausgangspunkt der Vertonung, die streckenweise wie auf zwei Ebenen verläuft, aber unversehens wieder zur Einheit findet.
Immer öfter ist heute eine Maschine der Gesprächspartner des Menschen, so auch in "Selbstgespräche". Ein kleines, digitales Gerät ist direkt auf dem Flügel postiert und wird vom Pianisten selber vorwiegend mit zwei Fusspedalen bedient. Das Gerät verändert, verformt, repetiert das, was der Pianist auf dem Flügel spielt, und der Pianist greift seinerseits in diese Klangumformung wieder ein.
Instrumentation: für Baritonsaxophon und Streichquartett
Ein gemütlicher Nachmittag in einem verstaubten Café. Wie in alten Zeiten spielt ein Streichquartett einen Walzer, dem niemand zuhört. Eine ewig sich wiederholende Geigenmelodie, eine fast unmerklich sich wandelnde Begleitung. Dazu tritt völlig unpassend ein Baritonsax, mal sich einfügend, mal sich lösend, mal sich eigensinnig widersetzend. Da – ein Knall! Und alles zerfällt zu schattenhaften Trümmern.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Viola, Violoncello
Ausgangsmaterial sind zwei Tonfolgen und zwei rhythmische Sequenzen, die variiert werden können und deren Überlagerung eine unendliche Zahl von musikalischen Gestalten ergeben, die miteinander verwandt sind. Eine wiederkehrende Formidee ist der "ausklingende Knäuel": ein dichtes, breites Geflecht wird ausgedünnt und verengt sich zur Mitte des Klangraums hin. In diesen klaren, zielgerichteten Prozess wird verschiedenartig eingegriffen: drei Instrumente brechen kurzzeitig aus dem Prozess aus, klangliche und farbliche Akzente greifen ins durchgehende mezzoforte ein, der Ablauf stoppt für einen Moment, die am Ende übrigbleibende Viola kippt ins Geräuschhafte um usw.
Instrumentation: für Oboe, Klarinette, Fagott, Kontrabass und Schlagzeug
Die drei Miniaturen sind Umformungen der Struktur und der Instrumentation von drei prägnanten Stellen aus meiner Oper "Die Axt" nach "Graf Öderland" von Max Frisch, die ich 2004-2006 im Auftrag der Komischen Oper Berlin komponiert habe.
Schlaglicht I stammt aus dem Ende der 2.Szene. In Schlaglicht II spielen die drei Bläser Ausschnitte der drei Trompeten in der 1. Szene, während Schlagzeug und Kontrabass eine neue Gegenschicht entwickeln. Schlaglicht III setzt fast die ganze 5. Szene um, indem Fagott und Oboe das Duett zwischen der Hauptfigur und seiner Partnerin intonieren, während Klarinette und Kontrabass die begleitenden Trompete und Tuba spielen und das Schlagzeug eine neue Linie dazubringt.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette (B-Klar), Violine und Klavier
"gebündelt" meint zunächst die zusammen einsetzenden Akkorde verschiedener Dauern, die manchmal ausschwingen, manchmal zusammen abbrechen oder sehr leise "ausfasern", das heisst, sich in kurze, zarte Bewegungen auflösen. Die Akkorde sind im Modell forte, werden im Verlauf der Komposition aber auch in der Dynamik variiert sowie mit internen Bewegungen, wiederkehrenden Rhythmen, Farbveränderungen. Auch das Ausfasern wird vielfältig gestaltet, aber es bleibt immer im leisen Bereich.
Instrumentation: für drei Blockflöte (Alt+Sopranino, Alt+Sopran, Alt+Bass(f))
Seit der Emanzipation der Dissonanz und dem Bruch mit der tonalen Musik ist die Terz zu einem weitgehend tabuisierten, einem verlorenen Klang geworden. Jahrhundertelang das Fundament der Harmonik und bis heute tragender Bestandteil der populären Musik ist sie in der Kunstmusik als Symbol der falsch-heilen Welt abqualifiziert worden. "les sons perdus" versucht, dieser verarmenden Beschränkung des Klanglichen zu begegnen und es zu thematisieren, indem die grosse Terz mit einem variierten zusätzlichen Intervall die Struktur von sechs Formteilen bildet.
Instrumentation: für Sopran, Oboe, Altsaxophon, Horn und Viola
Ein Text über die statistisch häufigsten Todesursachen in der Schweiz läuft durch, eingestreut werden zehn Kurzmeldungen über sehr Diverses aus dem realen Leben, alles objets trouvés aus zwei Zeitungen vom 12. Juni 2007. Die statistische Information wird rezitativisch mit wenigen, vorwiegend gehaltenen Tönen vertont, die zehn Kurzmeldungen kontrastieren dazu, mit lebhaften Bewegungen und fühlbarem Puls in unterschiedlichen Strukturen. Die etwas makabere Textmontage reflektiert das Phänomen, dass offensichtlich der manchmal geradezu groteske Kontrast der unterschiedlichsten Themen und Texte die Menschen fast magisch anzieht.
Instrumentation: für Flöte, Oboe, Klarinette (B-Klar), Violine, Viola, Violoncello und improvisierendes Klavier
Das Werk stellt notierte und improvisierte Musik einander gegenüber. Das Sextett ist weitgehend ausnotiert, das Klavier hat lediglich einige verbale Anregungen. Doch finden sich auch im Sextett Momente des Improvisatorischen, indem z.B. am Anfang jedes Instrument unabhängig von den anderen eine Phrase repetiert und allmählich nach verbalen Anweisungen verändert. Jeder beginnt diesen Prozeß mit höchster Intensität, möglichst laut, möglichst schnell – ganz im Sinne des frühen Freejazz.
Instrumentation: für Sopran, Klarinette (B-Klar) und Klavier
Texte: Georg Christoph Lichtenberg
"Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen."
So lautet einer der zehn Aphorismen von Lichtenberg, vor über zweihundert Jahren geschrieben, aber oft überraschend aktuell wirkend. Die Vertonung versucht, das Komprimierte und Zugespitzte der Formulierung in prägnante, sehr unterschiedliche Miniaturen umzusetzen.
Instrumentation: für Oboe, Fagott, Gitarre und Viola
In Pauls Klees Gemälde "Wie Kraut und Rüben" sind lasierend gemalte weißliche Punkte auf einer roten Fläche in leicht unregelmässigen Reihen verteilt, so dass innerhalb des gleichförmigen Rasterfeldes ein subtiles Pulsieren entsteht. In der Überarbeitung mit dem Pinsel werden die Punkte zu Linien, Flecken und Zeichen zusammengezogen. Dieses von Klee "Pointillieren" genannte Verfahren wird auf Tonpunkte übertragen, die zu Reihen gefügt von den vier Instrumenten in unregelmässigen, freien Rhythmen überlagert werden.
Wie kann ein Quartett zum Titel "Cinque" (Fünf) kommen? Die Form besteht aus fünf Grundstrukturen, die als Sequenz fünfmal wiederholt werden. Die Zeitstruktur, dieser Form überlagert, besteht aus 5 verschiedenen Dauern, die quasi durchschnittlich je fünfmal vorkommen. Damit ist aber nur der äußere Raster für die Musik beschrieben, sozusagen das Gefäss. Was es mit dem Wein auf sich hat, wird sich beim Trinken erweisen. Und indem die 4 Fagotte sehr intensiv zusammenwirken, entsteht etwas Neues, aus den Vieren ein Fünftes.
Instrumentation: für Kinderstimme mit Klavierbegleitung
Texte: Mex E. Keller
Der Text basiert auf kurzen Aufsätzen von 3.Klässlern, die eigene Erlebnisse zum Thema "Schwein gha" schildern. Das Lied stellt in drei Strophen drei solche Erlebnisse dar. Die Melodie ist leicht modal gehalten und bewegt sich in einer 32-taktigen Songform, die von einem Refrain abgeschlossen wird.
5 Improvisationsmodelle für Jugendliche sowie "In Regen, Blitz und Donner" (2008)
Instrumentation: für Jugendliche mit beliebigen Instrumnenten (auch Alltagsgegenstände oder Jahrmarktinstrumente), dazu 2 Saxophone und Violoncello
Die Improvisationsmodelle "Kartenspiel", "Zündschnur", "Sonntagnachmittag", "Wasserfall" und "Gewitter" sind zunächst als einzelne Konzepte zu verstehen. Dauer und Besetzung sind offen. Sie können mit normalen Instrumenten, aber durchaus auch mit Alltags-Gegenständen (Plastiktüte, Papier, Pfannendeckel, Tischplatte, Holzstücke, Metallstücke, Besteck, Geschirr usw.) realisiert werden. Ausnahmen sind vielleicht Wasserfall und Kartenspiel, wo die Grafik Tonhöhen und Tonhöhenbewegungen fordert. Aber auch diese können nicht nur mit konventionellen Instrumenten, sondern auch mit Jahrmarktinstrumenten oder Lotusflöten und mit der Stimme realisiert werden.
"Gewitter" kann auch Gerüst einer Gesamtform sein: Während des Stopps unter einem Balkon usw. kann eines der anderen Konzepte gespielt werden.
"In Regen, Blitz und Donner" schliesslich ist eine auskomponierte Version der vorstehend genannten Möglichkeit, zusätzlich treten noch drei Instrumente dazu.
Ein Projekt zwischen Improvisation und Komposition
Instrumentation: für Bassklarinette/Tenorsax, Schlagzeug, Klavier, Violine, Viola und Kontrabass
Das weite Feld zwischen Improvisation und Komposition wird durchmessen. Allerdings gibt es keine längeren ausnotierten Passagen,, sondern nur Formabläufe, kurze notierte Phrasen als Startpunkte, verbale Anweisungen, Grafiken bis hin zur freien Improvisation als dem einen Extrem. Das musikalische Material basiert auf den archetypischen Elementen Akzent, Figur und Schicht, die im Titel genannt sind. Eingefügt in die sechs Sätze sind als anderes Extrem das auskomponierte "unione e tremolo" für Violine und Viola (II.Satz) und das Violinsolo "NONONONO" (VII. Satz).
Die unstetige, wechselnde Bewegung im täglichen Leben, etwa im "stop and go" des Autoverkehrs, ist das grundlegende Tempogefühl der modernen Zeit. Unregelmässige Rhythmen in der Musik sind ein Reflex davon. In "hasten und warten" wird dies als Modell für die Form genommen. Regelmässiger Wechsel zwar von go und stop, aber in sehr unregelmässig langen Abschnitten von 1 - 83 Sekunden. Violine und Elektronik verlaufen dabei nicht immer parallel, sondern auch gegensätzlich: die Violine steht still und die Elektronik gibt Bewegungsimpulse oder umgekehrt. Der Bewegungskontrast erscheint also nicht bloss im Nacheinander, sondern auch kontrapunktisch in der Gleichzeitigkeit.
Beide Partner werden gleichwertig behandelt, die Elektronik bleibt nicht nur passiv, sondern sie ergreift auch die Initiative. Mal verharrt die Gitarre auf einem perkussiven Muster und die Elektronik antwortet mit zunehmend hektischer Bewegung, mal bewegen sich die Partner mit verschiedenem Puls wie auf zwei Ebenen, mal setzt die Gitarre Impulse, mal kommt es zu einem intensiven, improvisatorischen Interagieren in rasch und spontan wechselnden Rollen.
Instrumentation: für Klavier, Schlagzeug und Streichquartett
Für fortgeschrittene Laien.
Komponiert wurde das Werk für die Musikmatur. Bis zur Matura verläuft die Ausbildung der jungen Menschen gemeinsam, äusserlich ähnlich, dann stehen sie am ersten grossen Wendepunkt ihres Lebens: Sie müssen sich entscheiden, ihre die Wege gehen in unterschiedliche Richtungen. So wurde der Wendepunkt zur einen Grundidee des Werkes, das gemeinsame und das vereinzelte Gehen zur anderen. Sie werden auf verschiedenen Ebenen verarbeitet, auf der quasi motivischen, aber auch auf der formalen.
Il filo(der Faden) benennt das Grundthema: der ausgehaltene Ton, aus dem sich allmählich anderes herauslöst, abspaltet und auch konträr entgegenstellt. Die beiden Instrumente beginnen im Einklang, wobei der ausgehaltene Ton bald rhythmisiert und mit einem Nebenton umspielt wird. Sie entfernen sich vom Unisono und nach verschiedenen Phasen finden sie sich wieder auf dem gleichen Ton. Im Schlussabschnitt spinnen beide gleichzeitig oder wechselseitig am gleichen Faden, verlassen ihn, umspielen ihn und geben ihm individuelle Farben.
Kollektivkomposition zusammen mit Susanne Stelzenbach und Ralf Hoyer; Texte von den Komponisten
Spezielle Vorgaben und ein strukturelles Gerüst sind für ein gutes klangliches Gesamtergebnis im Rahmen eines Kollektivwerkes unbedingt erforderlich. Ist diese Arbeit getan, kann man unabhängig und frei komponieren. Die drei Sängerinnen, die weitgehend unabhängig voneinander singen, werden zu eigenständigen Charakteren.
"Blau fällt der Regen am Morgen / Blau, wenn leise der Tag beginnt (…) Schwarz wird der Pflasterstein / Blau schien der Himmel vor Zeiten, / Wenn der Sommer begann (…) / Leis' fällt der Regen am Mittag, / Schwarz glänzt der Asphalt, / Nass wird der Weg. / Und der Abend ? / Und die Nacht ? " (Max E. Keller)
Soloversion der Kollektivkomposition "blau rot soft" zusammen mit Susanne Stelzenbach und Ralf Hoyer
"Blau fällt der Regen am Morgen / Blau, wenn leise der Tag beginnt (…) Schwarz wird der Pflasterstein / Blau schien der Himmel vor Zeiten, / Wenn der Sommer begann (…) / Leis' fällt der Regen am Mittag, / Schwarz glänzt der Asphalt, / Nass wird der Weg. / Und der Abend ? / Und die Nacht ? " (Max E. Keller)
Instrumentation: für Violine, Violoncello und Klavier
Drei sehr unterschiedliche Elemente sind es, welche im weitesten Sinne fliessen: ausgehaltene Klänge, weitgesponnene Melodien und eine oft repetierte Floskel aus Ländlermusik. Alle diese Elemente werden weitläufig variiert und auch überlagert. Gelegentlich tauchen kurze, teils heftige Gegenfiguren auf, manchmal auch sich aus dem Fliessen herausschälend. Und solche Gegenfiguren bilden auch den Schluss, welcher in eine andere Welt führt.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
Peanuts sind Kleinigkeiten, in diesem Fall ein 3-minütiges Scherzo zum 30. Geburtstag des Theater am Gleis. Zitiert wird das bekannte Bebop-Stück "Salt peanuts".
Instrumentation: für Trompete 1 in B, Trompete 2 in B, Horn (F), Posaune, Tuba
Das Gezirpe von Grillen gilt gemeinhin als leise und sanft, es kann aber in der Masse und aus der Nähe eine gehörige Lautstärke entwickeln, wie man es in Griechenlands lichten Wäldchen – im Hain - erleben kann. Was vermeintlich schwach ist, kann in der Masse und in bestimmten Konstellationen ungeahnte Kräfte entwickeln. Ausserdem hat "Grillen" auch noch eine andere Bedeutung: wunderliche oder trübe Gedanken.
Das Werk entstand durch Anregung der World New Music Days 2010 in Australien, welche zur Einsendung von kurzen Klavierwerken einluden, die an einem Tag komponiert worden sind. Daher ist die Komposition quasi eine aufgeschriebene Improvisation. Die Repetition eines Akkordes in weiter Lage, der spontan variiert wurde, allerdings lediglich in den Mittelstimmen jeder Hand, liess die Idee eines Wechsels von schwacher, allmählicher, gleichsam innerer Bewegung und plötzlicher, starker Veränderung entstehen.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine, Violoncello
Komponiert zum 25.Geburtstag des ensemble für neue musik zürich versucht das kurze Werk nachzuzeichnen, wie man sich zum Miteinander (Ensemble) findet, vom Ich zum Wir. Zweimal entsteht aus einem dichten Geflecht unabhängiger Linien eine Einheit, zuerst auf einer Trillerfläche, am Ende gar im Unisono.
Instrumentation: für Sprechstimme, Altsaxophon und Klavier
Das kurze Stück auf einen Text von James A. Emanuel (USA) komponiert. Die Schneeflocke träumt davon, dass sie mit Millionen ihrer Artgenossen ein demokratisches Königreich gründen könnte - und genauso locker-flockig ist die Vertonung, die auch von Amateuren gespielt werden kann.
Das Solowerk auf einen Text von Anthony Phelps (Haiti/Kanada) wurde für das Festival franco-anglais de poésie in Paris komponiert. Thema des Gedichtes ist der Gegensatz zwischen der Natur, die unmittelbar und fraglos sich selbst ist, und dem reflektierenden Menschen: Pourquoi. Die Vertonung setzt bei diesem Gegensatz an und spiegelt ihn in zwei Strukturen: langen, selbstvergessenen Klänge und planmässig wachsenden Strukturen.
Instrumentation: für Streichquartett und Schlagzeug
Die Komposition geht von einem Vorgang oder von einer bildlichen Idee aus: In eine Fläche werden eine oder mehrere Linie eingraviert, abgeleitet aus dem Gegeneinander von Streicherfläche und Schlagzeuglinie. Flächen und Linien werden in den vielfältigsten Formen, Farben, Intensitäten und deren Veränderungen gestaltet, und der Kontrast durchläuft verschiedene Grade und Formen. Auch das Schlagzeug kann flächige Reibklänge spielen, deren Nähe zum Alltagsgeräusch dadurch betont wird, dass auch drei Kartonschachteln zum Instrumentarium gehören. An einzelnen Stellen des Werkes weitet sich das Spektrum überraschend, indem für einen Moment ganz andere Elemente auftauchen.
Instrumentation: für Flöte, Violine, Violoncello und Orgel
1747: König Friedrich II fordert mit seinem Fugenthema J. S. Bach zur dreistimmigen Improvisation heraus, am entsteht "Das Musikalische Opfer".
2010: Das Schweizer Kammerensemble fordert fünf sehr unterschiedliche Schweizer Komponisten zur Arbeit mit dem gleichen Fugenthema heraus. Ich habe das Thema ins Zeitgenössische transformiert, in ein Thema aus zweimal 12 verschiedenen Tönen im Sinne der Zwölftontechnik, allerdings mit einer kleinen Unregelmässigkeit. Zunächst ist die Verwandtschaft mit Bach kaum erkennbar, lediglich am Rhythmus und der Farbbewegung der geräuschhaften Streicherklänge lassen eine Beziehung erahnen. Das Thema durchläuft die üblichen Umformungen, bis es sich schliesslich quasi rein herausschält.
Instrumentation: für Tenor/Contratenor und Blockflöte
Texte: Max E. Keller
Drei Aspekte der 68er-Bewegung in drei Abschnitten: Der Krieg der USA gegen Nordvietnam löste weltweite Proteste aus, die dazu beitrugen, dass die Amerikaner 1975 geschlagen abziehen mussten. Heute ist das vereinigte Vietnam ein aufstrebendes Land mit reichen Bodenschätzen. Der Besuch des Schahs von Persien in Berlin im Juni 1967 und die Erschiessung eines protestierenden Studenten durch die Polizei war ein anderer Auslöser der Jugendrevolte von 1968. Der Schah musste bald zurücktreten, die Islamisten übernahmen das Zepter: ein zweifelhafter Erfolg. Das damalige Ideal eines im umfassenden Sinne freien, selbstbestimmten und doch solidarischen Lebens ist einer neuen Angepasstheit und Behäbigkeit, einer bürokratisch geregelten Gesellschaft gewichen.
Die Vertonung bedient sich nicht des inzwischen konfektionierten Pop-Idioms, sondern sucht eine eigenständige, möglichst farbige und abwechslungsreiche Umsetzung für die unkonventionelle "Instrumentation". Gesang und Blockflöte bewegen sich oft auf unterschiedlichen Ebenen, indem sie verschiedene Dimensionen des Textes reagieren. So reflektiert diese Klangwelt die Spontaneität, Phantasie und Unbekümmertheit der 68er-Jahre, ohne in oberflächliche Verdopplungen des Textinhaltes zu verfallen.
Instrumentation: für Sopran, Flöte, Oboe, Klarinette in B (Bassklar.), Schlagzeug, Klavier, Violine, Viola, Violoncello
Texte: Friedrich Gottlieb Klopstock, Max E. Keller
F. G. Klopstock hat, wie in der Aufklärung verbreitet, in der Schönheit der Natur das Wirken Gottes gesehen und in hymnischem Lob den Schöpfer gepriesen. Wenn man dies quasi verweltlicht, ist man nicht weit entfernt vom heutigen, grünen Verständnis von Natur als einer unbedingt zu respektierenden und zu erhaltenden Grundlage des Lebens. In diesem Sinne werden in der Textmontage Fragmenten von "Die Frühlingsfeier" und "Der Zürchersee" heutige Meldungen über Staus im Autoverkehr entgegengesetzt – augenfällige Symbole der modernen Naturzerstörung. Musikalisch gespiegelt wird der Konflikt in extrem kontrastierenden Grundstrukturen, die Ausgangspunkt der musikalischen Prozesse sind. Zwei solche Strukturen werden zunächst blockartig exponiert, indem in einen leisen, weiten Liegeklang ein gesprochene Staumeldung einmontiert wird, unterlegt mit einer Geräuschfläche. Danach finden sich auch Übergänge von einer zur anderen Struktur als Prozesse der Zersetzung oder Zerstörung. Eine Überwindung oder Auflösung der Gegensätze geschieht allerdings nicht, denn dies wäre eine lediglich ästhetische Versöhnung dessen, was in der Realität gegensätzlich bleibt.
Abschied begleitet quasi die letzten Stunden eines nahen, geliebten Menschen. Ein durchgehender Lebenston – auf gleich bleibender Tonhöhe, aber stark variiert und moduliert - kämpft letztlich vergeblich gegen das Verlöschen. Rückblenden auf ein intensives Leben kontrastierend diesen Ton und verebben schliesslich.
Instrumentation: für Sopran und Kontrabass (oder Sopran und Klavier)
Texte: Christian Morgenstern
In einem Dialog zwischen einer Glocke und einer Kanone weist die Kanone auf ihre schwesterliche Nähe hin: "Heute sind sie dein und beten / Morgen sind sie mein und – töten." Zwar weist die Glocke die Verwandtschaft mit der Kanone vehement zurück. Aber hat die Kanone wirklich Unrecht? Sind und waren Religion und Krieg nicht zu oft verschwistert? Die Vertonung akzentuiert einerseits den Gegensatz zwischen Sopran und Kontrabass, arbeitet aber auch innerhalb der beiden Partien mit extremen Kontrasten. Andererseits steigt der Kontrabass ab und zu in die luftigen Höhen des Soprans auf und verschwistert sich gleichsam mit der Stimme.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette, Violine und Violoncello
In unserer Welt finden sich zahlreiche wahnwitzige Widersprüche: Regierungen von Ländern mit reichen Rohstoffvorkommen lassen ihre Bevölkerung im Elend versinken...
"wanawizzi" (althochdeutsch für Wahnwitz) transformiert solche Antagonismen in musikalische Prozesse. Jedes der vier Instrumente repetiert permanent eine eigene rhythmische Sequenz, deren Länge sich von den anderen leicht unterscheidet, so dass ein dichtes Gewebe entsteht. Die vier rhythmischen Sequenzen werden von einer 12-Tonreihe überlagert. Sukzessive verkürzt sich die Tonreihe, so dass ein Instrument nach dem anderen auf einer Tonwiederholung endet, wobei diese vier Schlusstöne einen Dominantseptakkord bilden.
Instrumentation: für Kammerorchester (2222 - 2200 - Streicher: 6/5/4/3/2)
In unserer Welt finden sich zahlreiche wahnwitzige Widersprüche: unzählige Menschen verhungern, obwohl weltweit genügend Nahrung produziert wird ... "wanawizzi" (althochdeutsch für Wahnwitz) transformiert solche Antagonismen in musikalische Prozesse. Jedes der 32 Instrumente ist einzeln geführt, repetiert permanent eine eigene rhythmische Sequenz, die zunehmend stärker unterteilt wird. In eklatantem Widerspruch zu diesem äusserst komplexen rhythmischen Geflecht bleiben die Tonhöhen stehen, zunächst nur kurz, dann immer länger, immer aber auf einem Dominantseptakkord.
Instrumentation: für Sopran und Violoncello (oder Sopran und Bariton)
Texte: Max E. Keller
Wie viele meiner Kompositionen beruht Ruh' auf einem einfachen, leicht nachvollziehbaren Modell, das reich variiert wird. Sopran und Violoncello finden immer wieder Ruhe auf einem leisen Unisono, einer Oktave oder einer Doppel-Oktave, klanglich, rhythmisch oder farblich umspielt. Sodann erfolgt solo oder a due ein Ausbruch in unruhige Gefilde - angedeutet manchmal auch im Text – und die Rückkehr auf einen Ruheton. Fast wie im richtigen Leben.
Instrumentation: für Mezzosopran, SopranSax, AltSax und BaritonSax
Texte: Heng Siok Tian
Vertonung eines Gedichtes von Heng Siok Tian aus Singapur.
"Will it matter if a poetry reader
is male or female, brain or soul treasure?
What height, weight, shape, colour is the measure
of such readers: poetics considered? ...."
Instrumentation: für Flöte, Bassklarinette, Klavier, Violine, Viola und Violoncello
Das Grundmotiv ist tatsächlich ein instrumentaler Pfiff des ganzen Ensembles, dem jeweils Echoartiges folgt, seien es verklingende Geräusche oder Klänge, seien es harte, laute Akzente, seien es leise Akkorde. Oft überraschend: eben mit Pfiff.
Gewidmet dem Ensemble Theater am Gleis Winterthur zu seinem 20-jährigen Bestehen.
Baudelaires Weltsicht ist von Ambivalenz geprägt: hell ist zugleich dunkel, die Blumen sind "des Bösen". Einerseits die Suche nach dem Schönen, andererseits die Erfahrung des Spleen, des grenzenlosen ennui. So werden z.B. die glockenartigen Tieftöne der Gitarre durch harte, dissonante Akzente gebrochen oder dissonanter Akkorde werden gleitend in konsonante verwandelt und umgekehrt. Die Singstimme ist geprägt durch ein Modell, das nach einem grossen Aufwärtssprung langsam abwärts schreitet, oft quasi zerfällt oder erstarrt im ennui.
Der Text ist von Rock-Lyrik inspiriert: direkt, realitätsbezogen und doch sprunghaft assoziativ. Er stellt die Frage, ob sich das Rebellisch-Unangepasste - wie es ein Tattoo ursprünglich manifestiert - sich nicht längst verschliffen und mit der Konsumwelt verbrüdert hat, deren Leerformeln in den Text einmontiert sind. Spielerisch-kritisch geht auch die Vertonung mit Elementen des Rock um, indem hinter der komplexen Welt zeitgenössischer Musik immer wieder ein Pulsieren und der rocktypische Backbeat wahrgenommen werden können, was gelegentlich die ganze Struktur erfasst, aber auch in dichten Klangfeldern versickert.
Instrumentation: für Oboe, Fagott, Gitarre und Viola
Nach dem Gemälde "Landschaft mit dem Rutengänger"(1923) von Paul Klee im Kunstmuseum Winterthur (Auftrag musica aperta Winterthur).
Paul Klee lässt einen stoppelhaarigen Rutengänger mit merkwürdig grossen, blauen Augen durch eine bizzar-kindliche Landschaft gehen. Über seinem Kopf ein riesiges, spiralförmiges Gebilde, in seinem Rücken ein fünfstöckiges Haus, ...... Die Komposition lässt soz. den Blick frei über das Bild schweifen, heftet sich an die eine und dann an die andere Form und übersetzt sie ziemlich direkt in musikalische Figuren und Prozesse. Diese werden dann neu, nach musikalischen Gesichtspunkten in einen Formablauf gebracht.
Für den Unterricht.
Die kurze Komposition entstand für Dieter Hähnchens Sammlung für den Unterricht. Sie beginnt mit starkem Kontrast der beiden ungleichen Instrumente: einem schnellen, leisen Klavierlauf in mittlerer Lage folgt unmittelbar anschliessen ein tiefer, lauter, langer Ton des Fagotts. Die Motive werden vertauscht, aus Nacheinander wird Gleichzeitigkeit, andere Motive treten hinzu. Es entwickelt sich ein Prozess, der auf eine Verschmelzung hinausläuft, die schliesslich auf der Ebene von Geräuschklängen, Multiphonics und rhythmischem Puls stattfindet: zusammenwachsen, was vielleicht nicht unmittelbar zusammengehört.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette (B-Klar), Klavier, Violine, Viola, Violoncello
Einerseits ist das Werk aus einem einfachen Keim entwickelt, andererseits zeigen sich überraschende Aspekte. So wuchert der Keim quasi unkontrolliert in unvorhersehbare Richtungen, Töne bleiben überraschend - wie Fehler - liegen und bilden eine Fläche als Gegensatz. Vorschläge erweitern sich zu Vorspielen, Nachschläge zu Codas; die Flächen werden geräuschhaft. Von der Mitte an dominieren die Flächen, während der Keim, fragmentiert und repetiert, gleichsam als Puls aufersteht. Neben den Überraschungen im Kleinen werden viermal Strukturen einmontiert, die mit dem Keim nichts zu tun haben: sorpresa.
Das 5. Streichquartett ist 2013 geschrieben worden: eine Welt von unvereinbaren Kontrasten, von unüberwindbaren Gegensätzen bezüglich Wohlstand, Ideologie, Gesellschaft, Wirtschaft. Dies wird in der Musik reflektiert im enormen Kontrast der Fortissimo- und der Pianissimo-Passagen, die einander meist ohne Übergang folgen. Zwischen diesen Abschnitten finden sich gelegentlich sehr lange Generalpausen, die man als eine Extremform des Pianissimo verstehen kann. Im letzten Teil sind die Abschnitte weniger streng gestaltet, farbiger, auch indem zwei oder mehr Elemente verwendet werden. Aber es ergibt sich keine Synthese, keine Konvergenz von Fortissimo und Pianissimo.
Dem Ensemble ECLAT (Seoul) gewidmet.
Dass Literatur oft mehr mit dem Autor zu tun hat, als diesem lieb ist, wird kaum bestritten. Aber auch Musik kann recht unmittelbar mit der persönlichen Situation zusammenhängen. Nach einer medizinischen Untersuchung stand ich innerlich am Rande eines Abgrundes. So entstanden zunächst vier Abschnitte, in denen Klänge wie verloren im grossen Tonraum hängen und im Geräusch verkümmern. Dann wurden zwei kontrastierende Teile eingeschoben: aufstrebende, schnelle, repetitiv-variierte Bewegungen – aber letztlich ohne Folgen wieder in Erstarrung umkippend. Aus dieser löst sich die Musik noch zweimal auf andere Weise heraus und bricht nach einem wilden accelerando beider Instrumente unvermittelt ab.
Instrumentation: für Sopransaxophon, Posaune und Akkordeon
Wiederkehr und Veränderung sind Archetypen der Musik, aber vielleicht auch des Lebens überhaupt. Eine Abfolge von vier Grundstrukturen wird viermal wiederholt, wobei die Dauern sich sehr stark unterscheiden, desgleichen die Ausprägungen der Grundmodelle. Zwei der vier Grundstrukturen beruhen auch in ihrem Binnenaufbau auf Wiederholungen. Die dritte Grundstruktur ist puzzleartig gebaut, indem in allen drei Instrumenten die gleichen 6 Elemente sich mehrfach wiederholen und überlagern. Auf einer anderen Ebene spielt das Atmen/Blasen - eine existentielle Basis des Lebens - ein Rolle in diesem "Bläsertrio".
In "Mobile" spielt jedes Instrument in freier Reihenfolge die ihm zusagenden Elemente. Alle haben die gleichen 25 Elemente zur Verfügung, die allerdings sehr unterschiedlich sind. Die gesellschaftliche Kehrseite solch freier Wahl unterschiedlichster Elemente (auch Instrumente) ist Beliebigkeit und Nivellierung bis zur Orientierungslosigkeit. Typischer Ausdruck davon ist das Internet: eine uferlose Menge von Informationen überschwemmen uns. Die gesprochenen oder gesungenen Texte drücken dies expliziter aus, indem sich neben einer Sensationsmeldung ein Detail des Versicherungsrechtes findet, neben einem Grenzzwischenfall ein Plan zur Rettung aus der Finanzkrise steht usw.
Im Zentrum der Komposition steht die sog. kreisende Bewegung, welche aus Überlagerungen von rhythmischen und melodischen Sequenzen fortwährend neue Konstellationen generiert. Mehrfach entwinden sich freie, improvisatorische Formen dieser strengen Architektur. Sie findet ihren Höhepunkt in einer dichten, vierfachen Überlagerung von zwei Duos und zwei Soli, die sich abbauen und schliesslich auf einem gemeinsamen Akkord enden.
Der Titel "mi ricordo" heisst "ich erinnere mich", d.h. das "Thema" zu Beginn war ein Startpunkt für Improvisation, den ich vor fast 50 Jahren komponiert habe. Ein kontrastierendes Element wurde 2014 dazugesetzt: eine Sequenz von vier bis acht vieltönigen Akkorden, mit fixen, sehr unterschiedlicher Dynamik. Fast am Ende geht die Akkordsequenz in ein rhythmisches Modell mit längeren Werten oder Pausen ein. Zwischen den Akkorden sind kurze Motive zu hören, auch solche abgeleitet vom Thema: mi ricordo.
Satoko Inoue gewidmet.
"""Ein Nebel hat die Welt so weich zerstört.
Blutlose Bäume lösen sich in Rauch.
Und Schatten schweben, wo man Schreie hört.
Brennende Biester schwinden hin wie Hauch."" (...)
Die Romantik hat den Nebel als Phänomen beschworen, das Begrenzungen auflöst und die Welt in Sanftheit verwandelt, der Mond als Bürge der Transzendenz verklärt mit seinem Silberlicht die irdischen Probleme. Auf diese traditionellen Symbole rekurriert der Expressionist Alfred Lichtenstein in seinem Gedicht, um sie desto gründlicher zu demontieren und auf den Kopf zu stellen."
Der Titel "Bergluft" ist einerseits eine Anspielung auf den Ort Leuk in den Schweizer Bergen, wo die Uraufführung stattgefunden hat. Und die Struktur der Musik ist so klar wie die Bergluft. Andererseits ist der extreme Individualismus auch eine Parallele zur Mentalität der Schweizer Bergbevölkerung: aber am Ende stehen sie zusammen in stiller Solidarität.
"Das Werk basiert auf sieben Arten der Bewegung, um strukturelle, symbolische, konkrete, graphische, verbale Umschreibungen statischer oder dynamischer Bewegungen: ein langes, leises Tenuto – Donnerkrachen mit Nachhall – "es dreht sich" – Tropfen usw. Die sieben Formen werden in eine Sequenz für die Violine und eine für die Bassklarinette gebracht, wobei die einzelnen Bewegungsformen sehr verschieden lang sein können. Dass der Dialog aus einer eigenständigen, klar gefestigten Position heraus geschieht, dass im Dialog die Selbständigkeit nicht aufgegeben wird, sondern dass man zu einem Miteinander von gefestigten Individualitäten kommt, hat durchaus auch einen aussermusikalischen Sinn."
"again and again and..." versucht, die Vielfalt der Repetition auszuloten, beginnend mit der simplen Wiederholung einer Viertongruppe und der Variation der Pausen dazwischen, bis hin zur Überlagerung von Tonfolge und rhythmischer Sequenz, wo das Wiederholte nicht sofort erkennbar ist. Schliesslich mündet sie in elektronisch gesteuerte "Loops" der E-Gitarre, welche zusammen mit den beiden live gespielten Instrumenten zum dichten Finale führen.
Der Titel benennt die Grundidee des Stückes: zwei autonome, in sich gefestigte Individualitäten treffen aufeinander und treten in Dialog, wodurch sie sich allerdings verändern. Sie reagieren aufeinander, nehmen Rücksicht, opponieren, verschmelzen, ignorieren einander, weichen aus, pausieren, stützen einander, entwickeln sich, regredieren.
Das Werk geht in einfachster Weise vom Gegensatz zwischen Streichern und Klavier aus, indem die Streicher eine Klangfläche spielen, in welche das Klavier punktuelle Akzente setzt. Beide Elemente entwickeln sich zunächst eigenständig und differenziert. Nach einer furiosen Verdichtung beginnt ein zweiter Teil, wo ein Element sich in ein anderes verwandelt. In einem dritten Teil wird freier, quasi improvisando mit dem Material umgegangen.
Ein Duo stellt per se die Frage der Beziehung der Instrumente zueinander besonders intensiv. So geht es in diesem Werk darum, sich auf verschiedene Weisen zu finden. Dabei wird nicht nur das vordergründige Unisono oder das synchrone Aushalten eines Klanges aus einer divergenten Struktur heraus anvisiert, sondern es schälen sich auch Farben, Rhythmen, Klänge oder Strukturen als Treffpunkte heraus. Auch heftiges, schnelles, chaotisches Gegeneinander stellt sich letztlich als eine Form der intensiven Begegnung heraus - fast wie im richtigen Leben.
"Silence, ça pousse!" ist der Titel einer Ratgebersendung zur Gartenpflege von TV France 5. Zum anderen geht es im übertragenen Sinne darum, inwieweit man allgemein in selbständig wachsende Prozesse eingreifen soll oder sich darauf beschränken möchte, zuzusehen oder zuzuhören. So heisst es bereits in der skandinavischen "Snorra Edda" um 1220: "Er kann auch hören, dass das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wächst, sowie überhaupt alles, was einen Laut von sich gibt."
Zwei Ideen bestimmen das Stück: ein schroffer Kontrast zwischen einem hauchdünnen Tenuto des Cellos in Extremlagen gegenüber harten, kurzen, aggressiven Klavierakkorden, die das Tenuto abblocken, ja fast zerstören. Im Verlauf des Werkes aber kehrt sich die Rollenverteilung zwischen Klavier und Cello auch um. Aber sind vielleicht harte Gegensätze in der Tiefe durchaus verwandte Pole? In diesem Sinne steht am Ende des Stückes ein leicht ironische Versöhnung der beiden Akteure.
Ausgangspunkt sind Klangflächen: vom ausgehaltenen, vielstimmigen Akkord aus Tönen oder aus Geräuschen bis zu Flächen, die aus der Überlagerung von Partikeln resultieren. Die Längen und die Typen der Flächen sind ein Gefüge, ein Rahmen, innerhalb dessen die Partikel sich - vorwärts oder rückwärts - entwickeln, wuchern, oder mehr geplant sich verändern, ab- oder nehmen - auch indem zunehmend mehr Instrumente mitwirken - oder auch stillstehen
Und heimwärts rufen mich die Abendglocken,
Und in der Einsamkeit frag' ich erschrocken:
Wo werde ich wohl sein im künft'gen Lenze?
Darf man angesichts des Zustandes der Welt ein Gedicht vertonen, welches bedenkenlos das Ich ins Zentrum stellt ? Ein Ich, das seine eigene Endlichkeit und Vergänglichkeit reflektiert ?
Instrumentation: Flöte, Klarinette in B (Bassklar.), Schlagzeug, Harfe, Violine, Viola, Violoncello
Holzschnitte sprechen einfache Wahrheiten ohne viel Beiwerk unzweideutig, unmissverständlich und bisweilen auch verletzend direkt aus. Nicht zuletzt deshalb sind Holzschnitt in der politischen Kunst des 20. Jahrhunderts oft verwendet worden. In der Komposition "Holzschnitte" geht es in diesem Sinne in 7 sehr unterschiedlich langen Teilen um einfache musikalische Archetypen, die durch Überlagerung der 7 Instrumente (also Polyphonie) und Variation durchaus eine gewisse Komplexität entwickeln können. Im 4. Teil werden analog dazu in Stichworten das Scheitern und die enorme Zahl menschlicher Opfer bei der Umsetzung sozialistischen Ideologie in der Realität verbal ausgesprochen. Nur Vietnam bleibt als positives Beispiel übrig.
Instrumentation: Improvisationskonzept für Bassklarinette, Marimba oder Vibraphon & Schlagzeug ad libitum, Klavier, Violine, Viola und Violoncello
In den 68er-Jahren wurde in der Neuen Musik oft mit einem politischen Hintergrund improvisiert, quasi als antiautoritäre Praxis. Die Konzepte wollten nicht vorschreiben, was zu spielen sei, sondern zur Kreativität anregen. "Ins Freie" knüpft an meine langjährige Beschäftigung mit Improvisation an, ist aber nicht - wie viele Konzepte - für den Eigengebrauch im "inner circle" geschrieben, sondern versucht, allgemein gängige Wege "ins Freie" zu entwerfen.
Die drei Kompositionen basieren auf Gedichten, welche Alban Berg (1885-1935) in seinen "Jugendlieder" (1901 - 1908) für Stimme und Klavier vertont hat. Für einen altersklugen Komponisten ist es durchaus reizvoll, für einmal Texte zu vertonen, die er üblicherweise nicht in Betracht gezogen hätte. Denn Alban Bergs Jugendlieder, im Alter von 16-23 Jahren geschrieben, vertonen hochromantische Gedichte auch aus dem Freundeskreis, während er später hochkarätige Autoren bevorzugt hat.
Unsere Existenz wird von Elementarem bestimmt: Macht, Hunger, Liebe, Kampf, Sexualität, Mitleid, Geld, Bewegung, Überzeugung, Veränderung, Tod ...
Auch in der Musik spielt Elementares eine wichtige Rolle, selbst wenn sie sich in komplexen Verästlungen und Verfeinerungen scheinbar weit davon entfernt. "Vom Elementaren her" geht dagegen in jedem der 6 Teile von einer einfachen Grundstruktur in aller Nacktheit aus, um sich dann in die eine oder andere Richtung zu bewegen.
Instrumentation: Bassklarinette in B und Baritonsaxophon in Es
Sehr schnelle, sehr laute Tonrepetitionen beider Instrumente auf dem gleichen Ton - so beginnt das kurze Werk: con forza. Dieses Startmodell wird gleich zu Beginn variiert, indem das Tempo verändert wird. Danach entfernt sich das Saxophon mit Laufbewegungen vom gemeinsamen Ton, kehrt aber wieder zurück. Unerwartet werden diese Variationen durch einen zarten, leisen Ton gestoppt: tenerezza.
Die tiefen Töne der Bassklarinette haben einen erdigen Klang durch ihre spezielle Klangfarbe. Sehr lange und tiefe, teils stehende, teils sich wandelnde Töne sind ein Ausgangs- und Bezugspunkt der Tonreise. Sie führt kontrastierend und sprunghaft in grosse Höhen und in schnelle Bewegungen, kehrt aber immer wieder in die archaischen, erdhaften Tiefen zurück, in Ruhephasen, wo Kräfte sich sammeln für erneute Ausflüge in höhere und teils wild bewegte Sphären.
"Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt." (Bertolt Brecht)
Ein dreiteiliges, kontrastreiches Thema wird viermal gespielt, wobei es sich verkürzt, tiefer und leiser wird. Dazwischen und am Ende nehmen jeweils andere Ideen Anlauf Zunächst schüchtern und kurz, nur leise Liegetöne. Mit jedem Anlauf werden sie länger, lauter, höher, gewinnen an Lebendigkeit und Kraft und entwickeln sich zu einem veritablen Finale. So setzt sich durch, was zunächst schwach und schüchtern erscheint.
Gemeinsam war den Aktivitäten der 68-er Bewegung das Ziel, verkrustete, autoritäre Strukturen aufzubrechen und durch freie Formen zu ersetzen. Und dies versucht meine Komposition quasi nachzubilden, in 5 Sätze oder Anläufen, aber ohne das bequem Mittel von Rezitation einschlägiger Texte. Rigide Strukturen werden immer wieder aufgebrochen, zerfallen und werden durch frei kommunizierende, lockere Gebilde abgelöst.
Das Werk, eine Reaktion auf die 4. Caprice in A -Dur von Anton Stamitz (1750-1798), beginnt mit dem fast wörtlichen Zitat des Anfangsmotivs, das aber rhythmisch gedehnt und dynamisch überformt wird und in eine mit Luftbeimischung verformte Klangfarbe mündet: dies läutet quasi den Prozess ein, der das Alte ins Neue transformiert. Der Schlussabschnitt verabschiedet sich definitiv vom 18. Jahrhundert.
Instrumentation: Solovioline, Flöte, Baritonsaxophon (Es), Horn (F), Akkordeon, Violine I, Violine II, Violoncellov
Das Werk in vier Sätzen beruht auf "Entgegensetzungen" (contrapposizioni) einfacher Grundstrukturen, deren Dialektik jeweils einen anderen Ausgang nimmt. Die Viersätzigkeit ist eine spielerische Anlehnung an die klassische Symphonik.
Im 1. stehen sich Punktefelder der Streicher in wechselnder Dichte und kurze und harte Bläserakkorde gegenüber. Im 2. Satz - quasi das Adagio - schwebt die Solovioline hoch über einer Klangfläche. Im 3. Satz geht es um Improvisation über einem notierten walking bass des Cellos. Der 4.Satz ist ein veritables Rondo.
"klären und fokussieren" ist dynamisch zu verstehen, als Prozess auf ein Ziel hin. Wiederholt klärt sich Diffuses in eine klare Richtung, auf ein bewusstes, einsichtiges und prägnantes Ziel hin. Doch zu unserer Zeit gehört die Vielgestalt der Ziele, zugleich ihr schnelles Vergessen. Daher bricht der Prozess nach Erreichung seines Ziels jeweils unerwartet ab, aufs neue herrscht ein andersartig diffuser Zustand.
Instrumentation: Tenor/Contratenor und Bassblockflöte
Texte: Max E. Keller
Der Text besteht aus Satzfragmenten wie "Muss verboten werden", " Muss geregelt werden.", "Muss umerzogen werden", "Muss eliminiert werden". Der Text sagt nicht, wer was verbieten will, aber er markiert eine globale gesellschaftliche Tendenz zur Bevormundung. Die Musik ist sozusagen diese unausgesprochenen Gegenwelt. Sie ist anarchisch, ungeordnet, wild, aber auch sensibel und still. Der Freiraum der Interpretierenden ist gross, oft improvisando.
Instrumentation: für Flöte, Klarinette (Bassklar.), Fagott, Violine, Violoncello und Klavier
Verschiedene Bewegungsformen sind der Ausgangspunkt der Komposition: Wellenbewegung auf einem Ton, sehr schnelle Laufbewegungen , ungezähmte Ausbrüche, Klangflächen, improvisierende Formen - quasi das ungezähmte Leben. Gemeinsam ist ihnen die häufige Aufwärtsbewegung, extrem unterschieden ist ihre zeitliche Ausdehnung.
"Dialog, Einheit, Kontrast" umschreiben die Grundmuster, an denen sich die Komposition orientiert, und zwar zum einen im Verhältnis der beiden Instrumente zueinander als auch in der Faktur der einzelnen Stimme und im formalen Aufbau. Die Beziehung der beiden Instrumente ist, unmittelbar direkt und im Formalen, in ständigem Fluss - fast wie im richtigen Leben.
Instrumentation: Flöte, Bassklarinette in B, Klavier, Violine, Viola und Cello
Musikalische Flächen bleiben nicht statisch vor, sie bewegen und verändern sich in unterschiedlichster Weise. Synchroner Kontrast zu den Flächen bilden kurze, schnelle, laute figurative Elemente. Zudem werden die Flächen abrupt und überraschend unterbrochen durch kurze, sehr heftige oder überaus sanfte, durchsichtige Strukturen.
Die Grossform der Komposition zeichnet quasi den Prozess einer Entfremdung nach: vom Miteinander bis hin zur Verweigerung des Miteinanders. Der Versuch am Ende, wieder zu wohlgeordneten und synchronen Akkorden zurückzukehren, scheint zunächst zu gelingen, aber die Instrumente scheren wiederholt aus und verlassen schliesslich auch buchstäblich den Ort des Miteinanders.
Der Text setzt Persönliches, Triviales, Allgemeines, Politisches und Aktuelles übergangslos so nebeneinander, dass es sich gegenseitig beleuchtet und damit indirekt zu einem poetischen Spiegel unserer gegenwärtigen Situation wird. Das schroffe und unvermittelte Nebeneinander eigentlich inkompatibler Aspekte wird in der Musik zunächst durch ein permanentes Klangband im Akkordeon unterlegt, bevor die Musik in mancherlei andere Gefilde führt.
Das kurze Werk nimmt Bezug auf die Variatio 26 der Goldberg-Variationen von J.S. Bach. Der Sarabande-Rhythmus des Basses wird beibehalten, das Oberstimmen-Duett entfernt sich nach und nach von der durchlaufenden Linie und gelangt so allmählich in die Gegenwart.
Instrumentation: für Klarinette in B, Fagott, Violine, Violoncello und Klavier
Die "Vertonung" des abstrakten Bildes geschieht in gewisser Weise ganz naiv, wie manche Werke von Klee auch öfter wie naiv-kindliche Welten sich ausnehmen. So werden Flächen schlicht und einfach als Klangflächen umgesetzt. Zweimal werden diese strengen Pfade der Vertonung verlassen und machen freien Dialogen Platz oder heftigen Ausbrüchen aus dem engen Korsett.
Instrumentation: für Klavier, Violine, Violoncello
Das Klavier ist durchgehend improvisiert, die Pausen und die zu spielenden Passagen werden allerdings vorgegeben und mit verbalen Improvisations-Anregungen versehen.
Interaktion bezieht sich spielerisch auf die Improvisation im Jazz, welche über eine Akkordfolge in 32 oder 8 Takten gestaltet wird. Interaktion hat als Bezugsebene eine Figur des Violoncellos, welche wiederholt, aber stark variiert und erweitert wird.
Instrumentation: für Flöte, Tenorsaxophon, Trompete, Schlagzeug/Vibraphon, Klavier, Akkordeon, Violine und Violoncello
Das Werk beginnt mit gemeinsam ausgehaltenen Akkorden, quasi die einfachste Form des Kollektiv, die im Innern subtil klanglich und dynamisch variiert werden. Nach und nach lösen sich einzelne Instrumente heraus, spielen individuell, bis das Stück schliesslich in einer furiosen Überlagerung aller einzelnen Instrumente endet.
max.e.keller- wider-wege (Streiffzug Nr. SC1604, 2017)
Interprètes:
Keller, Max E. UMS 'n JIP Trio Aventure mdi ensemble Symphonisches Orchester Zürich Chor LES VOIX Ensemble ECLAT Rundfunk Sinfonie Orchester NOS Hilversum