Burkhard Kinzler, geboren 1963 in Stuttgart/D, ist in Heidenheim/Brenz aufgewachsen.
Studien: Kirchenmusik (Heidelberg), Komposition (Basel, bei Roland Moser) und Dirigieren (Trossingen).
Lehraufträge: Heidelberg (Musiktheorie, Improvisation, Komposition), Hannover (Chorleitung). Professur für Musiktheorie an der MHS Mannheim (1999 bis 2006).
Seit 2003 Professor für Musiktheorie an der Zürcher Hochschule der Künste.
Künstlerischer Leiter der Museumskonzerte Winterthur, Dirigent verschiedener Ensembles und Chöre.
Ein Hauptfokus von Burkhard Kinzlers Komponieren liegt auf dem Gebiet der Vokalmusik und den vielfältigen Ausdrucksschattierungen und Klangmöglichkeiten der menschlichen Stimme.
In den letzten Jahren sind etliche Werke entstanden, die sich mit Mikrotonalität beschäftigen. Er schreibt vorwiegend Kammer- und Ensemblemusik für unterschiedlichste Besetzungen.
Burkhard Kinzler erfüllt gerne Aufträge, die eine spezielle, konkret auf die Aufführungssituation bezogene Aufgabe stellen.
Auch das Komponieren neuer Musik für Laien interessiert ihn; es ist ihm ein Anliegen, durch Stücke und Konzepte auch Menschen ohne professionelle Musikausbildung neue Hörerfahrungen zu ermöglichen.
So kommt es, dass fast alle seiner Werke durch Aufträge angeregt werden; seine Stücke werden im In- und Ausland aufgeführt.
Im Lexikon „Komponisten der Gegenwart“ findet sich ein vollständiges Werkverzeichnis und eine ausführliche Biographie, verfasst von Lukas Näf.
Werkliste
O Traurigkeit, o Herzeleid (1989)
Choralvorspiel nach zwei fragmentarischen Takten von J. S. Bach
Besetzung: für Sopran, gemischten Chor, Vokalensemble, zwei Orgeln, Lektor
- Liganden
- Christe, du Lamm Gottes
- Da pacem domine (verschiedene Bearbeitungen)
- Evangelienlesung (mit Einführung)
- Give peace a dance
- Lobpreis- Antwortgesang
- Schon zieht herauf des Tages Licht (5 Str.)
- Sanctus
- Sonne der Gerechtigkeit
- Spielmann Gottes
- Weg zur AT-Lesung
- Totengebet
Alle Teile für Chor, Orgel und verschiedene Kombinationen sind separat aufführbar, z.B. "Sanctus" für Chor, "Totengebet" für Chor und Sopran solo, choralgebundene Chorwerke, Orgelvor-, zwischen- und nachspiel, "Liganden" für grosse Orgel, "Spielmann Gottes" für Chor-Orgel mit geteilten Schleifen, "Give peace a dance" für zwei Organisten an einer grossen Orgel.
"Fragment" ist eingewoben in die Bachkantate "Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben" BWV 102.
"Entrückung" ist als Einzelsatz unter dem Titel "Paradies" aufführbar (10'). Besetzung von Entrückung: gemischter Chor, Traversflöte.
Besetzung: für Flöte, Klarinette, Saxophon, Posaune, Cello, Kontrabass, Percussion
Zum 3. Teil der Clavierübung von Bach, alternierend aufzuführen; Luthers Katechismuslieder in modernen Bearbeitungen für Instrumentalensemble.
- Kyrie Gott Vater (2')
- Christe aller Welt Trost (3')
- Kyrie Gott Heiliger Geist (2')
- Allein Gott in der Höh sei Ehr (1'30'')
- Dies sind die Heilgen zehn Gebot (1'30'')
- Wir gläuben all an einen Gott (1'15'')
- Vater unser im Himmelreich (1'30'')
- Christ unser Herr zum Jordan kam (2'30'')
- Aus tiefer Not (2')
- Jesus Christus unser Heiland (1'15'')
Separat (auch einzelne Choräle) aufführbar.
Text: Burkhard Kinzler nach Originaltexten, Briefen und Dokumenten von Zwingli
Zwingli als Mensch, Musiker und Reformator, seine Haltung zum Gesang in der Kirche sowie sein Bezug zu Winterthur
Dauer: 52' 00" Manuskript
AUFM (2018)
Besetzung: Streichquartett
milde Skordatur, mikrotonale Welt, entwickelt aus einer berühmten Melodie
Dauer: 11' 00" Manuskript
Prélude non mésuré (2018)
Besetzung: Cembalo solo
Kleines Nebenwerk zu Dunkelgold mit derselben Materialgrundlage
Dauer: 3' 00" Manuskript
Dunkelgold (2018)
nach Gedichten von Itzik Manger
Besetzung: gemischter Chor, Streicherensemble (solistisch oder chorisch), Klarinette
Text: Itzik Manger
Chorliederzyklus in jiddischer Sprache
Dauer: 15' 30" Manuskript
Die schöne Schlange (2019)
Motetten für gemischten Chor mit oder ohne Harfe
Besetzung: gemischter Chor a cappella oder mit Harfe
Text: Rose Ausländer
Die Texte kreisen auf nichtbiblische Weise um das Thema Versuchung, Eva und der Baum der Erkenntnis spielen eine Rolle. Die Motetten können entweder a cappella oder mit Harfe aufgeführt werden; auch die Harfenstimme kann ohne Chor selbständig aufgeführt werden (als Fantasia sopra "schöne Schlange").
Vertonung des berühmten Textes aus Prediger Salomo "Alles hat seine Zeit", zweiter Satz unter Verwendung der Choralmelodie "Der du die Zeit in Händen hast" - in ein klanglich avanciertes, teilweise mikrotonales Klangbild eingewoben.
Differenziertes mikrotonales Konzept, über die Stimmung austariert.
Dauer: 20' 00" Manuskript
Sieben Zehntel eines Kopfs (2019)
Miniaturen nach Daniil Charms
Besetzung: Altus, Violine, Kontrabass
Text: Daniil Charms
Kurze, absurde Texte (in deutscher Übersetzung) des russischen Dichters in angemessenen, knappen Vertonungen für eine skurrile Besetzung.
Dauer: 15' 00" Manuskript
Klangstück mit Distanz (2020)
Besetzung: 2 Trompeten (B) und Orgel
Räumliche Konzeption mit wandernder zweiter Trompete
Dauer: 8' 00" Manuskript
Vers la fanfare (2020)
Hommage à Igor Strawinsky
Besetzung: 2 Trompeten in C (Périnet-Ventile)
Ausgehend von Strawinskys Fanfare: Paraphrasen und Kontrapositionen, das Verhältnis der beiden Trompetenspielenden zueinander betrachtend.
Dauer: 8' 00" Manuskript
BrucknerBrücken (2021-2022)
Besetzung: gemischter Chor a cappella
Text: Burkhard Kinzler (Textfragmente aus Bruckner und Palestrina)
Komponierte Übergänge zwischen Motetten von Bruckner und Palestrina, aus dem Material der umgebenden Stücke entwickelt, mit behutsam aleatorischen Stellen.
Dauer: 10' 00" Manuskript
Hinter den Dingen (2021-2022)
Intermittierende Komplementa zu Mozarts Requiem
Besetzung: identisch mit der Besetzung des Mozartrequiems
Text: Ingrid Fichtner
Die das berühmte Requiem umrahmenden und dazwischengeschobenen kurzen Intermedien auf einen Text von Ingrid Fichtner eröffnen einen neuen Raum um die Totenmesse, denn Fichtners Gedicht beschreibt eine Art Schöpfungsprozess. Tod und Leben werden miteinander verwoben - es entsteht ein neues, unteilbares Ganzes aus Mozart und Kinzler mit einer Gesamtlänge von ca. 75 min.
Mikrotonales Stück, die Instrumente übernehmen die Temperatur der Orgel mit 36 Tönen pro Oktav und eröffnen einen harmonischen Raum, der immer wieder in etwas anderes kippt.
Dauer: 19' 00" Manuskript
O und die Nacht (2023)
Besetzung: gemischter Chor und Orchester
Text: Rainer Maria Rilke, erste Duineser Elegie
(Orchestergrösse wie bei „Nänie“ von J. Brahms)
Komponiert als Brückenwerk zwischen Brahms’ Nänie und Schicksalslied für einen Oratorienchor.
Dauer: 13' 00" Manuskript
Diskographie
Bruckner-Bruecken für gemischtes Vokalensemble a cappella (Zurich Chamber Singers, Christian Erny. Nr. Berlin Classics 0302806 BC , 2022)