In Basel geboren. Studierte Klavier, Komposition (Robert Suter / Roland Moser) und Musiktheorie (Wolfgang Neininger) an der Musikakademie in Basel.
1986-88: Kompositionsstudien bei György Kurtág, Budapest.
Seit 1986: Dozent für Musiktheorie, Kurse für Neue Musik und Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste.
2004: Künstlerischer Leiter der ISCM World New Music Days "trans_it". Wohnt im Tessin.
Aufführungen und/oder Vorlesungen an verschiedenen Musikhochschulen, Symposien und Festivals in vielen Ländern Europas, sowie in Aserbaidschan, China, Brasilien, USA und Japan.
Werkliste
* . *, op. 1.1 (1984)
Besetzung: für Xylophon, Marimba, 2 Spieldosen (insg. 3 Schlagzeuger)
Eine fast szenische Konfrontation: kindlich-versunkenes Spiel kontra perfekt-kalte Virtuosität. Für Aufführungen: Spieldosen leihweise erhältlich.
Besetzung: für Bläserensemble, 2 Schlagzeuger und Klavier (2(auch Picc, Fl-g),2,2 (auch B-Klar),2- 2,2,0,0)
In 3 Sätzen: Grande danse froide, 9 Mikroludien, Epilog.Eingraviert in Nürnbergs alte Feuerglocke: "Wenn ich, Glocke, erklinge, nie gilt es nichtigen Dingen (...)". - Wie eingebrannt in meinem Gedächtnis: die Chemiekatastrophe bei Schweizerhalle am 1.11.1986 bei Basel. - Verschiedenste Glockenklänge und ein persönlicher Verarbeitungsversuch des Erlebten bilden die beiden Pole des (für MusikstudentInnen geschriebenen) Werkes.
Besetzung: für (Grab-) Kammerorchester (2(Picc),2,2(B-Klar),2- 2,2,0,0- Hfe,Schlgz(2)- 8,6,4,4,2)
Quasi archäologische Fundstücke - im Umkreis des ägyptischen Totenbuches aus der staunenden Optik eines Menschen des 20. Jh. Für Aufführungen können auch einzelne "Zeichen" ausgewählt werden.
Besetzung: für Flöte und Orchester (Solo: Picc, Fl-c, Fl-g, B-Fl- 2(auch Picc, Fl-g),1(Engl-Hn),2(B-Klar),1(Co-Fag)-1,0,0,B-Pos,0- Klav,Hfe,Schlgz(3-5)- 6,0,4,4,2)
Auf dem Hintergrund von Jean Gebsers Idee einer fünfphasigen Bewusstseinswandlung der Menschheit (archaisch, magisch, mythisch, mental, integral) verkörpert der Solist das sich in seinem Umfeld verändernde Individuum.
Besetzung: für Altflöte, Violoncello und Cembalo, sowie Rezitation ad libitum
Text: Christian Uetz
"Aussch(l)uss" für Altflöte, Violoncello und Cembalo (1988/98) (2'30)
"EinSchluss" für Violoncello und Cembalo, sowie Rezitation ad libitum (1998) (3')
Texte (ad libitum) von Christian Uetz.
Besetzung: für Solo-Sopran, gem. Chor, Kammerchor, Kinderstimme und Instrumentalensemble (Klar(B-Klar), verstärktes Cemb, Org, elektr. Git, Schlgz(2), V, Va und einige wenige, leicht zu beschaffende Zusatzinstrumente)
Text: Giuseppe Ungaretti, Hans Saner, Rudolf Rechsteiner, E.M. Cioran, R. Heinzelmann, M. Buselmeier, Elias Canetti, Hermann Burger, G
Ein zerreissend-widersprüchlicher Zyklus mit fallender Tendenz (vom stechend Hellen bis ins grausam Dunkle), der ausschliesslich in einer Kirche aufgeführt werden soll: Miteinbezug des ganzen Raumes.
Neueinrichtung von kürzlich im Vatikan entdeckten Manuskripten eines anonymen Komponisten aus dem 12. Jh., der die gesamte Musikgeschichte teilweise vorwegnahm. Raummusik.
Il rallentamento della sarabanda, op. 12 (1993-1995)
Besetzung: für Klavier/Schlagzeug und Orchester (2 (auch Picc),3 (3. auch Engl-Hn),2,2- 4,2,2,1- Schlgz(1)- 14,12,10,10,3)
Ein Versuch, die Geschichte der Sarabande - ihren vermutlich aztekischen Ursprung und ihre fast 200 Jahre dauernde Züchtigung - musikalisch zu kommentieren. Raummusik. Sie kann auch von einem guten Laienorchester realisiert werden. Stimmenmaterial, kleinere Zusatzinstrumente und zwei Präparationsvorrichtungen für den Flügel (Steinway D-274) sind als Leihmaterial erhältlich.
Eine fast gänzlich entmythologisierte Nacht, die zwei typische Nachtverhaltensweisen thematisiert. Das musikalische Material wurde grundlegend von den nächtlichen Veränderungen der Pulsfrequenz, der Körpertemperatur, der Hirnströme und des Atems bestimmt.
Besetzung: für Klavier und Schlagzeug... und vier Schweine (ad lib.) (Schlagzeug: 2 Peking-Opern-Gongs (cis2/d2), Cowbell (cis2), kleines Becken, Tamtam, 2 grosse Konservendosen)
Sergey Kuryokhin (Leningrad, 1954 – St. Petersburg 1996): war wohl ein "talentierter Taugenichts" (vermutete Ansicht seiner ehemaligen Professoren), hielt Musik für das Wichtigste, das völlig Unverzichtbare, war Bester im Musikdiktat, Pianist, Komponist, Improvisator, Schauspieler, wurde von der Hochschule relegiert wegen Nichterscheinen und Nonkonformismus, Pop-Star (Gruppen wie "Aquarium" und "Popular Mechanics"), erfand als Dirigent ein eigenes Bewegungssystem und überliess die Schlagzeug- und Schrottabteilung von "Popular Mechanics" seinem Freund und Schlagzeuger Sergey Africa.
1. Mozart's Kugel wider ein authentisches Türkenbild
2. Im Pulverdampf Versäumtes
3. Orient im Hirn (Derwisch, Bauchtanz und Kaffeehaus)
4. Vision einer Hymne
5. Belagerung des Kebabstandes im Regen, mit klebrigem Nachtisch
Besetzung: für Sopran, Horn, Klavier (mit chinesischem Woodblock, viertelton-erhöhtes c4, hartem Schlägel und Designer Schwingbesen.), Kontrabass und einer sprechend-essenden Japanerin (mit Silbertablett und einem japanischen Leckerbissen)
ein monochromes "shanzhai-rezital" in Form eines Vexier-Clips
Besetzung: für Klavier, 5 Tempelblocks, 2 chinesische Woodblocks und See Siang Wong
Ein chinesischer Markenartikel erklingt als shanzhai-Raubkopie: kalkulierter Pfusch aus einem kleinen Bergdorf, hergestellt in einer Manufaktur der südlichsten Provinz der Schweiz. Bleibt zu hoffen, dass weder das Werk noch der Pianist vom chinesischen Zoll eingestampft werden.
NB: Jedwedes Interpretieren des Werkes und Imitieren von See Siang Wong ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.
Shanzhai: in China greift eine dem Raubkopie-Wesen anverwandte volkstümlich-ironische Subkultur wider die Mächtigen um sich. Durch technische und ästhetische Modifikation erhält das Kopierprodukt eine eigene Identität. So hat die auch in China verrufene Imitations-industrie unverhofft ein kreatives Nebenprodukt hervorgebracht: subversive imitation industry voller Ironie und schwarzem Humor. (nach Wei Zhang, NZZ 26.2.2009)
Das chinesische Wort "Shanzhai" bedeutet wörtlich "kleines Bergdorf", wird aber jetzt verwendet, um Produkte zu beschreiben, die Namen tragen, die berühmten Marken ähnlich sind, oder für Leute, die Prominente nachahmen. Es wurde zu einem gebräuchlichen Begriff für Plagiate, nachdem "Shanzhai Handys", die in kleinen Einzelbetrieben in Südchina hergestellt werden, in den letzten zwei Jahren am chinesischen Markt Furore machten.
Abgesehen von den weit verbreiteten Shanzhai-Elektrogeräten gibt es Shanzhai-Filme, Shanzhai-Stars und sogar eine Shanzhai-Gala zum Chinesischen Frühlingsfest, die eine seit 25 Jahren bestehende Show von CCTV zum Chinesischen Neujahr nachahmt.
"Shanzhai" wurde zu einer eigenständigen Kultur, die für die Nachahmung berühmter Dinge steht. Das Phänomen hat eine öffentliche Debatte darüber ausgelöst, "ob es normal oder abnormal" sei, etwas nachzuahmen.
In der südwestchinesischen Stadt Chongqing wurde eine Nachahmung des Vogelnests aus Bambus zur Attraktion und eine "Shanzhai"-Version des Wasserwürfels ist eine Sehenswürdigkeit, berichtet die Zeitung. Beides sind Kopien berühmter Sportstätten der Olympischen Spiele in Beijing.
"Shanzhai bedeutet Ideen und Innovationen abseits des Mainstreams und ist auch ein neuer Weg für normale Leute, auszudrücken, was ihnen am Herzen liegt", sagte Li Zonggui, Professor an der Sun-Yat-Sen-Universität in der südchinesischen Provinz Guangdong.
Der Literaturkritiker Xie Xizhang sagte, dass die Shanzhai-Gala ein Beispiel dafür sei, dass wie selbstverständlich eine Shanzhai-Version entstehe, die den Leute Abwechslung biete, wenn eine althergebrachte CCTV-Sendung mehr und mehr Zuseher verliere.
"Trotz der einfachen Technik und Umsetzung erfüllt die Shanzhai-Kultur die psychologischen Bedürfnisse der einfachen Leute und kann ihre Gemüter befriedigen", meinte Xie.
Tian Huiqun, Professorin an der Abteilung für Kunst und Kommunikation an der Beijing Normal University, sagte, dass das Shanzhai-Konzept seinen Ausgang in der Geschäftswelt hatte und daher auch einen kommerziellen Aspekt beinhalte. Sie erklärte, dass die Shanzhai-Kultur niemals klassische Dinge kopiere, sondern nur trendige Produkte. In diesem Sinne sei sie wie ein Computervirus, und verbreite sich ohne tieferen Sinn. "Wenn wir dieser 'Kultur' gegenüber zu tolerant sind, wird es noch schwieriger eine Kultur [echter] Innovation zu entwickeln", meinte sie.
Obwohl sehr kontrovers, ist die Shanzhai-Kultur zu einem weit verbreiteten Phänomen geworden. Der Aufstieg der Shanzhai-Kultur stellt für die Populärkultur sowohl eine Herausforderung als auch einen Stimulus dar, zitierte die Zeitung Xie.
Tian meinte, dass es ideal sei, wenn sich verschiedene Kulturen parallel entwickeln, und dass es an der Öffentlichkeit liege, zu entscheiden.
Dauer: 7' 00" Manuskript
Keyner nit, op. 20 (2005-2010)
Kammeroper in 5 Akten in Form eines Gelages
Besetzung: für 7 SängerInnen und 7 Instrumente
Text: Mathias Steinauer, Luigi Malerba, Stefano Benni, J.O. de la Mettrie
Gottstein, Björn: Swiss Piano (CD ZHdK). Piano Works by Emmanuel Nunes and Rudolf Kelterborn (CD Guild), in: Dissonanz 115 (2011), S. 89-90 [Internet]
Meyer, Thomas: Im Tempel der Wollust. Uraufführung von Mathias Steinauers Kammeroper "Keyner nit" am 14. April 2011 im Südpol Luzern, in: Dissonanz 114 (2011), S. 66-67 [Internet]