Besetzung: for String Quartet
"Das Streichquartett wurde in Gegenüberstellung zu 26 Steinskulpturen erarbeitet. Vier Sätze beziehen sich auf vier Serien von Steinskulpturen wovon jede Serie 6 bis 7 Steine umfasst. Jeder Satz wird einem zeitlichen Verlaufs-Typus gewidmet und dauert mind. 3 Minuten, Gesamtdauer 14 Minuten. Fokus der Arbeit ist das Visualisieren von vier unterschiedlichen Zeitverläufen: zielgerichtet, statisch, ohne Ziel, fragmentarisch. Die Verlaufstypen wurden mehrfach in meinen Werken (seit 2012) musikalisch formuliert. In diesem Werk wurden die musikalischen Zeitverläufe erstmals im visuellen Bereich erprobt - wortwörtlich in Stein gemeisselt.
Der erste Satz/Serie widmet sich der Zielorientierung. Kleinräumiges, kantiges entwickelt sich zu grossräumigem, rundem. Der zweite Satz/Serie widmet sich der Statik. Blockartig wird sechsmal das gleiche Material, die gleiche Idee (in feinen Abweichungen) aneinandergereiht. Der dritte Satz/Serie widmet sich einer steten Entwicklung ohne vorhersehendem Ausgang. Ein in sich drehendes Motiv - analog zu runden Formen - dehnt sich und entwickelt sich zu einer Umkehrungsform. Der vierte Satz/Serie widmet sich momenthaften, in diskontinuierlichen und kontrastierenden Sektionen. Die Sektionen nehmen Form-Materialien aus Satz/Serie 1 bis 3 auf und überraschen mit einem kurzen neuen Element. Musikalisch sind die vier Sätze mit C-Spektren verbunden. Dem Spektralklang habe ich die kristalline Form gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung ist subjektiv und gründet in der Faszination für das Prisma (Kristallform). Wenn (weisses) Licht in geeignetem Winkel auf ein Prisma fällt, können die Spektralfarben durch die Lichtbrechung über die Kanten, sichtbar werden.
Idealerweise wird das Werk in einem quadratischen, abgedunkelten Raum zusammen mit den Steinserien gespielt und präsentiert. Die vier Musiker/innen spielen verteilt im Raum, jeder in einem Eck. Vor den vier Wänden stehen die Steinserien auf jeweils ca. 3m langen, schmalen Konsolen. Die Zuhörer sitzen in der Mitte des Raumes auf Hockern. Kurz vor dem Erklingen des 1. Satzes wird die 1. Steinserie beleuchtet. Das Licht fällt auf die jeweilige Steinserie des gerade gespielten Satzes. Nur eine Steinserie steht im Licht und erlöscht wieder wenn der Satz verklingt. Zeitgleich zum Erlöschen des Lichts wird die nächste Steinserie langsam erhellt. Dieser Ablauf geschieht in Uhrzeigerrichtung. Das Publikum hat zwischen den Sätzen, also während dem Lichtwechsel kurz Zeit, sich auf dem Hocker um jeweils 90 Grad zu drehen. Die Musiker sollten so wenig Licht als möglich benötigen, idealerweise spielen sie das Stück auswendig. Als Konzertversion können die Steinserien auch ad libitum weggelassen werden. Dann kann das Streichquartett auch in traditioneller Aufstellung gespielt werden. Andersherum können die Steinserien beispielsweise in einer Galerie oder einem Museum präsentiert und die Musik auch ab Tonband eingespielt werden. Dabei ist zu achten, dass die Lichtregie wie oben beschrieben beibehalten wird. Die Steinserien können auch fotografisch aufgenommen werden und (mit oder ohne Steinserien) an die Wand projiziert werden. Dies kann das Nachvollziehen der Zeitverläufe in der Vergrösserung der Projektion an den Wänden vertiefen helfen.
Die Steinserien sollen bis vor Beginn des Erklingens der Musik verhüllt sein. Sie werden im Dunkeln kurz vor dem Start enthüllt. Die Steine haben eine Grösse von wenigen Zentimetern bis zu 40cm Breite und Höhe und 30cm Tiefe. Maximalgewicht pro Stein ist 20 Kg.
Die Steinserien wurden parallel zur Komposition von mir geschaffen. Es sind vier verschiedene Gesteinsarten: 1. Serie besteht aus transparentem-weissem Alabaster, 2. Serie besteht aus rotem Selenit, 3. Serie besteht aus weissem Steatit und die 4. Serie besteht aus schwarzem Alabaster."
Dauer: 16' 00"