Pierre Favre wurde im Schweizer Jura, in Le Locle, geboren und begann im Alter von 15 Jahren als Autodidakt Schlagzeug zu spielen. Mit 17 tritt er bereits als Berufsmusiker auf. Obwohl sein erster Kontakt mit der Jazzmusik das Be-Bop war, spielt er später in verschiedenen älteren Stilarten wie New-Orleans und Dixieland.
Gegen Ende der 60er Jahre entwickelt Pierre eine neue melodiöse Konzeption der Perkussion. Rund um das konventionelle Schlagzeug verändert sich sein Instrument. Es wird zu einem selbstständigen und sich selbst genügenden Klangkörper, dem er in Solokonzerten orchestrale Dimensionen entlockt.
Zu Beginn der siebziger Jahre schlägt Pierre jedoch den Weg ein, der ihn für seine Originalität bekannt machen sollte. Ohne sich dessen bewusst zu werden, nimmt Pierre immer mehr von der orchestralen Gesamtheit in sein Spiel auf. Er tritt als Soloperkussionist auf, und solange schon sind die Kritiker sich über die außergewöhnliche Qualität dieser Solos einig. In Favres Solokunst steckt nichts von jener demonstrativen Virtuosität, mit der die Grossen des Schlagzeugs brillant ihren Stil und ihre Begleittechniken vorführen. Ganz im Gegenteil findet sich bei Favre von Anfang an eine persönliche musikalische Vision: die Vision des perkussiven Klangs und darüber hinaus einer orchestralen Perkussion – im selben Sinn, wie eine Sonate für Piano zu verstehen ist. Die Chinesen schließlich, deren kollektives Gedächtnis eine viele tausend Jahre alte Kultur außerordentlicher Kontinuität umfasst, lassen sich da nicht täuschen: "Sie spielen wie unseren alten Meister", war da unter ihnen zu hören.
Seine Solokonzerte führen ihn in die ganze Welt. Er hat mit Musikern aus Afrika, Indien, China, Korea und Brasilien gespielt. Favre bleibt jedoch mit der europäischen Musik sehr verbunden. Pierre Favre widmet sich auch der Komposition. Er hat für eigene Projekte, Sinfonieorchester, Ensembles der neuen Musik sowie für das Theater und Tänzer komponiert. Er leitet Kurse mit dem Rhythmus als Hauptthema.