OperFür zwei Sprecher, zwei Soprane und Orchester (2 (beide auch Picc.),2 (2. auch Engl. Hr.),2 (1. auch Klar-es, 2. auch B-Klar),2 (beide auch Co-Fag) – 2,2,0,0 – Schlgz(2), 2 Klav (eines 1/4-Ton herabgestimmt) – 2,0,2,2,2 [mit H-Saite])
BING liegt der 1966 entstandene gleichnamige Text von Samuel Beckett (Übersetzer: Elmar Tophoven) zugrunde. Er beschreibt nur eine einzige Situation: Ein nackter Mensch befindet sich aufrecht stehend in einem ein Quadratmeter grossen, weissen Kubus. Der in sich selbst kreisende Text, bestehend aus einer begrenzten Anzahl von Satzeinheiten, die permutativ zu immer neuen, übergeordneten Einheiten kombiniert werden, wird unregelmässig interpunktiert von zwei Worten: "Bing" (meist verbunden mit der Frage nach einer Natur, einem Sinn, einem Bild, einem anderen Menschen, einem Ausweg etc.) und "Hop", gefolgt von dem Wort "woanders", das auf einen nur scheinbaren Ortswechsel verweist.
Mir schwebte ein gleichsam erstarrtes Musiktheater vor, das sich auf drei Ebenen verteilt:
- Die Hauptfigur, die in ihrer Isolation sich selbst als einen Anderen hört, wurde in zwei Sängerinnen aufgespalten.
- Zwei Sprecher, die wie eine mitlaufende Kommentarschicht von aussen den "Ablauf" gliedern.
- Das Kammerorchester als blosse "Umgebung" , wie der Kubus mit seinen weissen Wänden, auf denen flüchtige "Zeichen ohne Sinn" erscheinen, und dessen Raum erfüllt ist von "Gemurmel ohne Sinn".
Meine Musik verwendet ein Repertoire von Gestalten (z.B."atmen", "schwingen", "fliehen", "tasten", "erstarren", "gleiten", "klirren", "mäandern", "stolpern", "stossen", "Klopfzeichen", "Blitze", "Arpeggio", "Pedal", "Horizontlinien", "Inseln", etc.), deren Ausprägung im Einzelnen variiert, und die im Grossen stets wechselnde "Gestaltaggregate" bilden. Im Hintergrund läuft ein rekursiver Prozess ab, der ihr Erscheinen im musikalischen Raum steuert, und der Ähnlichkeiten mit dem ausweglos-kreisenden Charakter des Beckettschen Textes besitzt. Trotz der "tiefgefrorenen" Grundkonstellation von BING glaube ich, dass grundlegende menschliche Themen wie Einsamkeit, Liebe und Tod dennoch hindurchscheinen, gleichsam als Abglanz von "Oper".
Dauer: 60' 00"
Schott Musik International